Sechszehnter Auftritt

[154] AQUILAR auch schwarz maskiert. Martin, dummer Teufel, die Kohlenbecken weg, und Fackeln her!

DIENER. He, Kamerad! der Herr ruft.

ANDERER DIENER sie tragen den Feuerkessel weg.

PONCE. Guten Abend, Aquilar.

AQUILAR. Wie kannst du nur dich mit dem Kerl gemein machen?

PONCE. Ich stahl ihm Kastanien, weil ich nichts Besseres zu tun hatte. Ich hatte eben keine andere Passion, und es ist doch besser, mit dem Diener Kastanien zu essen als auf den Herrn zu warten. – Ist Felix da?[154]

AQUILAR. Ich weiß nicht, wo er bleibt. Wir müssen anfangen, ich tanze nicht.

PONCE. Ich auch nicht. Daß wir Felix erwarten, entschuldigt uns. Vielleicht kommen einige Charakter- Masken, die uns amüsieren.

AQUILAR. Es ist ein allgemeiner Mangel an Charakter in Sevilla.

PONCE. Aber nicht an Masken. Diener geben den beiden Rittern brennende Fackeln. Du, wo stehen die Weiber, auf welcher Seite? Ich habe eine heraufgehen sehen, die hatte das Bild eines so schönen Mädchens auf einem so schönen Busen hängen, daß ich mich in das Bild verlieben würde, wenn sie mir in die Hände käme. Sind die Weiber links oder rechts?

AQUILAR. Willst du die Weiber anführen?

PONCE. Nein, denn jene ist mir zu gefährlich, und die arme Valeria klagt ohnedies über meine Kälte.

AQUILAR. Sie will aber selbst nicht warm werden.

PONCE. Lasse das, das ist ja ihre Tugend. Wo stehen die Weiber?

AQUILAR. Links. Mein tölpelhafter Diener hat sie links geführt; mache fort!

PONCE. Es giebt ein Unglück, wenn die Weiber hier stehen. Geht rechts.

AQUILAR. Geschwinde.


Die Türen gehen auf, auf Ponces Seite kommen die Damen heraus, bei Aquilar die Männer; die Dame mit dem Brustbilde ist die erste.


PONCE läßt die Fackel fallen. O Gott, da ist das Bild!

DAME. Don Ponce, die Fackel Amors senkt sich nicht.

PONCE hebt die Fackel auf, tanzt mit der erloschenen Fackel. Aber sie sengt und brennt von Eurem Busen.

DAME. Es sind die Brillanten um das Bild – Sie steckt ihm die Fackel im Tanze an.

PONCE. Donna, dies sei bedeutend.


Die zwei Linien der Herren und Damen tanzen nach der Musik, die sich bei dem Eintritt in dem dunkeln Saale hören läßt, einfach mit. Verbeugung gegeneinander, und folgen den beiden Führern in die offene Mitteltüre, so daß sich die andre Stube durch die Fackeln, die sie alle in den Händen tragen, erhellet, und niemand bleibt auf der Szene als zwei Diener, an der Saaltüre, in dem man sie noch tanzen sieht.[155]


Quelle:
Clemens Brentano: Werke. Band 4, München [1963–1968], S. 154-156.
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