Fünfter Auftritt


[141] Vorige ohne Ponce.

Kleine Pause.


VALERIO. Was denkst du von dem Menschen?

VALERIA. Daß er so eitel ist, als er schön ist; und war er nicht sehr schön, als er seine Verbeugung machte?

VALERIO. Und was willst du, daß er von dir denke?

VALERIA. Daß ich ihn liebe.

VALERIO. Da schlägst du deinem Vater nicht nach; meines ist einfacher, ich denke, er fühlt so gut Prügel, als er sich fühlt, und wünsche, er möge wissen, daß ich sie so gut gebe, als er sie fühlt.

VALERIA schmeichelnd. Ich schlage Euch nicht nach – Väterchen, laßt mich die Mäntel auf den Ball tragen.

VALERIO ironisch. Töchterchen, das geht nicht an! Siehst du, die Nachtluft, und du mußt doch auch dein Ruhestündchen haben; ich will das schon machen, was würden die Leute sagen? Nein, ich bin kein Barbar.

VALERIA. Ihr spottet meiner? Sagt lieber nein, Vater, Ihr wißt, ich will nur sehen, wie Ponce tanzt.

VALERIO. Ja, das weiß ich, und darum sollst du nicht, – grade weil ich den ganzen Tanz müde bin. –

VALERIA. Geht doch mit, Vater.

VALERIO. Ja, mitgehen und zusehen, wie du armer Schelm verzwatzlen möchtest, weil du der Schicklichkeit halben bei mir stehen bleiben müßtest. Ich kann nicht mitgehen, es ist mir nichts fataler, als die Liebe zu stören; also bleibe zu Haus! Ja, wenn Porporino hier wäre!

VALERIA. So wäre es um nichts besser.

VALERIO. Um dich wäre es besser, denn er wäre um dich, und er ist besser für dich als Ponce, und um ihn wäre es besser, denn wenn du ihn gleich nicht mehr liebst wie ehedem, so[141] schießt du ihn doch nicht tot, was ihm leicht in Flandern geschehen kann.

VALERIA. Ihr meint auch gleich das Schlimmste! Habt Geduld mit mir, es wird alles wieder gut werden, laßt mich auf den Ball, ich bitte Euch!

VALERIO es klingelt. Ein Stückchen Weg kannst du allein hingehen, aber weiter nicht, das heißt, bis an die Haustüre, hörst du! Es klingelte, mache die Türe auf – nimm das Licht mit, daß du nicht fällst.

VALERIA. Dann laßt Ihr mich aber auf den Ball, nicht wahr, Väterchen? Ab.


Quelle:
Clemens Brentano: Werke. Band 4, München [1963–1968], S. 141-142.
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