Vierzehnter Auftritt


[178] Ponce, Sarmiento, Aquilar.


AQUILAR. Ich fand ihn schon auf dem Wege.

PONCE. Wir plagen Euch sehr, Ritter. Ich wollte mit Euch von meiner Liebe sprechen, aber Ihr kommt zu früh, ich schickte meine Diener nach der Dame, die das Brustbild trug, um zu fragen, wen es vorstelle.

SARMIENTO. Habt Ihr nur eine Liebe?

PONCE. Leider sitze ich zwischen zwei Feuern, ganz in der Lage eines gut bratenden Kramsvogels, nur einen Spieß im Herzen, und zwei Feuer um mich – man mag mich drehen und wenden, ich brate immer.[178]

AQUILAR. So hast du doch endlich Hoffnung, genießbar zu werden.

SARMIENTO. Seid Ihr das alles nicht bald müde?

PONCE. O wie müde! Die Juden sind die Inquisition nicht so müde. Ihr wißt gar nicht, wie mir ist; ich bin so zerstreut, daß ich vergesse, mir die ganze Sache aus dem Kopfe zu schlagen, und das Nötigste versäume. Er klingelt.

EIN DIENER. Was befehlt Ihr?

PONCE. Der Maler, kömmt er? und der Schneider?

DIENER. Ich fragte, wie Ihr sagtet, bei Valerio nach einem Maler; er will einem schicken, und auch ein Schneider will kommen. Ab.

AQUILAR. Was willst du denn mit Maler und Schneider?

PONCE. Ich bin der letzte Ponce, der alte General ist gestorben, und ich muß trauren.

AQUILAR. Das wäre der Schneider. Aber der Maler? Willst du deine Geliebte malen lassen, die du nicht kennst, wie du dir Trauer machen läßt, die du nicht trauerst?

PONCE. Beides, beides.

AQUILAR. Du bist so ungeduldig –

PONCE. Ich bins, denn ich erwarte alles, und habe nichts. Ein Diener tritt ein.

PONCE. Nun, Kerl, wärst du nicht so lange ausgeblieben, daß ich keine Zeit mehr habe, dich zu prügeln, ich täte es.

DIENER. Ich wünsche Euch Glück, Ritter, zum Tode Eures Ohms, Ihr erbt ihn, denkt Eurer Diener, wenn sie Euch tot ärgern sollten – Giebt ihm ein Billet – und geht ab.

PONCE. Nun entscheidet sich es. Bricht auf – liest mitten in der Stube. Stellt Euch um mich, wenn ich in Ohnmacht fallen sollte. Liest: Das Bild, das ich gestern trug, Ritter, ist das Bild – meiner Freundin Mit immer steigendem Affekt. I-si-do-ra – von – Sarmiento – Isidora von Sarmiento – Isidora von Sarmiento.

AQUILAR. Isidora von Sarmiento – Nicht verwundernd, nur nachbetend.

SARMIENTO. Isidora von Sarmiento – Ebenso. Nun?

PONCE. Weh! Weh! Weh! die Schere geht zu, es klappt zusammen; ihr hört es, Leute? Zwei Weiber quälten Ponce,[179] nun sind sie vereinigt! Geschwinde her, ihr Menschen, das Leben hat ein anderes Gesicht bekommen, ich kann Euch alle küssen. Er umarmt sie.

AQUILAR. Herzlich wünsche ich Glück; nun schlage dich durch!

SARMIENTO. Nun stört Euch nichts mehr, lauft dem Strahle nach, und setzt Euch zur Ruhe.

PONCE immer bewegt. Grad ausgestreckt schläft sie, mit dem holden Angesicht, und träumt? O! ist dies Glück ein Traum von ihr, den meine Liebe träumt? Ich finde mich nicht. So schmerzlich war mir das Gestirn der Zwillinge, so freundlich geht mir nun die Jungfrau auf.

SARMIENTO. Ihr seid nun ganz genesen. Handelt, und lebt wohl! Morgen führt mein Weg mich nach Flandern zurück.

PONCE. Ihr wollt gehn? Ihr sollt nicht gehn. In Eurer Gegenwart hat sich mein verwirrtes Leben entsponnen, nun sollt Ihr bleiben, mir raten.

AQUILAR. Wenn Ihr könnt, so bleibt, und laßt uns lustig sein. Es war seither eine dumme Zeit.

PONCE. Und seit Ihr hier seid, ward die Zeit klug.

SARMIENTO. Ich reise morgen mit Porporino zur Armee.

PONCE. Mit Porporino!

SARMIENTO. Es wird Euch lieb sein, wenn er weg kömmt.

PONCE. Lieb? Nein – sehr leid – Valeria!

AQUILAR. Wie fällt dir die jetzt ein?

PONCE. Valeria liebt mich sehr; ich glaubte, Porporino könnte sie trösten – nun wird das arme Mädchen ganz verlassen. Es ist, als sei ich ganz verändert.

SARMIENTO. Schmerzt Euch unglückliche Liebe, so verdient Ihr der Liebe Glück. Doch habe ich auch hieran gedacht. Ich glaube, wenn Porporino zurückkehrt, und mit Ruhm, so wird Valeria neuen Reiz in ihm finden.

PONCE. Gut – ja – aber ratet mir. Ich weiß nicht, wie ich solange an Porporino denken konnte; ratet, wie soll ich zu den Mädchen kommen, die so enge eingesperrt sind.

SARMIENTO. Ich besuche Euch heute noch einmal. Bis dahin will ich mich besinnen, lebt wohl! Ab.[180]


Quelle:
Clemens Brentano: Werke. Band 4, München [1963–1968], S. 178-181.
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