Einundzwanzigster Auftritt


[211] Aquilar, Ponce.


PONCE geht auf ihn los und faßt ihn. Du kömmst zu spät zum Leben, zum Tode eben recht.

AQUILAR stößt ihn zurück. Und du kommst zu früh – was willst du mit dem Dolche? Ich glaube, du bist verrückt.

PONCE. Bist du es, träger Freund? O wärst du doch der träge Feind, den ich erwartete!

AQUILAR. Ich glaube gar, du willst mich ernstlich verwunden! So ist es nicht bedungen.

PONCE. Ich bin zerrissen –

AQUILAR. Nein, abgerissen bist du, hier zu lärmen, wo wir als arme, bedrängte Pilger ankommen sollen.


Man hört hier eine Laute und weiblichen Gesang im Schlosse, in dem einzelne Fenster erleuchtet sind.


PONCE. O höre, wie zerschneidet das das Herz!

AQUILAR. Ich finde, daß es Ohr und Herz erquickt, ich höre keinen falschen Ton.

PONCE. Wie sollten solche süße Lippen falsche Töne singen? Doch sage ich, Des. Menschen Herz ist falsch, den diese klagenden Töne beschuldigen, und falsch ist der, der sie hört, denn ach! ich bin der Rechte nicht.

AQUILAR. Sei klug – mache, daß wir hineinkommen; wenn wir länger warten, gehen die guten Leute schlafen.

PONCE. Ach! sie wird heute nicht schlafen können.

AQUILAR. Wenn du die ganze Nacht hier lärmst, nein! Mache fort, und singe – ich bin schon verwundet Er setzt sich an einen Baum. – langweile mich nicht hier im Dunkeln.

PONCE. Singen? Bei Gott! ich singe keine Note, mir sind die Lippen so versiegelt, die Augen so geöffnet, weinen möchte ich.

AQUILAR. Nun so will ich schreien – Ach! – helft!

PONCE. Um Gotteswillen, schweige! – ich höre ihn.[211]


Quelle:
Clemens Brentano: Werke. Band 4, München [1963–1968], S. 211-212.
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