Achter Auftritt


[199] Vorige, Isidora; Melanie führt sie heran.


MELANIE. Sei nicht schüchtern, Liebe, die Tante ist sehr freundlich.

ISIDORA nähert sich. Ich freue mich sehr – Die Tränen in den Augen. meines lieben Vaters Schwester zu sehen.

ISABELLA umarmt sie. Auch ich, auch ich, seine lieben Kinder! Wie ihr noch klein waret, hatte ich euch oft auf dem Schoße; nun seid ihr schöne Jungfrauen, nun sind wir Freundinnen. Aber lustig! Ihr seid so schüchtern, wie habt ihr denn gelebt?

ISIDORA. Hier War ich nie, vor dem Tore, ich bin so gerührt!

MELANIE. Donna Juanna war sehr strenge.

ISABELLA. Arme Kinder, nun wollen wir leben in Sonnenschein und freier Luft, und Euer Vater kömmt bald, da wollen wir noch fröhlicher sein. Lustig, Herr Leitarzt! nehmt meine Niècen an den Arm, wir wollen einen freudigen Einzug halten.

PORPORINO steht gebückt zwischen beiden mit hingebotenen Armen; sie stehen verwundert.

ISABELLA. Ein Arzt darf sogar verbotene Bücher lesen, scheut euch nicht, Kinder! Mohrenkind, tanze voraus, rühre dein Tamburin!

PORPORINO der immer in der vorigen Stellung stand. Meine Damen, ich schwöre euch, Sie geben ihm den Arm. ich bin zwar ein bißchen dumm, aber doch kein Esel zwischen zwei Heubündeln, auch setze ich mich nicht zwischen zwei Stühlen nieder, sondern ich stehe zwischen zwei Feuern. Und soll man wirklich das Eisen schmieden, wenn es warm ist, so gebt mir einige Schläge. Melanie schlägt ihn etwas mit der Hand. – Valeria tanzt vor ihnen hin mit dem Tamburin. Porporino mit den Mädchen nach.[199]

ISABELLA zu Valerio. Nun, lieber Freund meines Bruders, wie geht es mit uns?

VALERIO nimmt sie bei der Hand. Es wird mit mir im Tanzen so schlecht gehen, daß es mehr gehen wird als tanzen. Alle ab.


Quelle:
Clemens Brentano: Werke. Band 4, München [1963–1968], S. 199-200.
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