Fünfundzwanzigster Auftritt


[241] Ponce, Aquilar treten plötzlich hervor.


PONCE nicht ganz laut. Gute Nacht, Carlos? Gute Nacht, Felippo? Haben wir euch, ihr glücklichen, verdammten Namen!

AQUILAR ruft ihnen nach. Gute Nacht, Melanie! Gute Nacht, Isidora!

VALERIA geht hinten aus dem Walde schnell übers Theater weg und ruft. Gute Nacht!

AQUILAR. Hörst du, Ponce! sie glaubten, ihre Liebhaber grüßten noch einmal, und antworten. Gewiß haben die Glückseligen ihren Weg hier durch den Wald genommen – komme, komme!

PONCE. So ist es wahr?

AQUILAR. So komme doch!

PONCE. O Isidora, verzeihe mir!

AQUILAR. O Melanie, ich verzeihe dir es nimmer! Wollen abgehen. Halt! ich höre sprechen, sie nähern sich.

PONCE. Die Mädchen entfernten sich ja grüßend.

AQUILAR. Ja, aber sehr laut, sie wollten vielleicht nur den Horcher täuschen – der Gruß schien mir für die Liebe zu laut.

PONCE. Du sprichst wahr, die Liebe flüstert nur, und zu allem, was wirklich in ihr ist, dazu braucht sie das klingende, verräterische Wort nicht; nur die einsame Liebe ertönt, wo zwei sich einigen, da sprechen Blicke und –

AQUILAR. Und wenn es dunkel ist? da sieht man die Blicke nicht.

PONCE. O laß es dunkel sein, erkläre nicht, wie Liebe spricht in der Dunkelheit – als sie mich umarmte, küßte, ach! da war es dunkel.[241]

AQUILAR lauschend. Still, ich höre flüstern, die ein Stimme fragte die andere, ob sie den Schlüssel hätte; ja, zu allen Türen, war die Antwort, zu allen Türen, die wir unsrer Liebe öffnen.

PONCE. O wehe – verstandst du recht? – Lauter. O! armer Felix, deine Schwestern sind Buhlerinnen bei Nacht – komm, laß uns zurück, über seiner Ehre zu wachen.

AQUILAR. Sprich leiser; so ist dies Haus dann nicht mehr das Haus unsrer Geliebten?

PONCE. Nein, und doch – o ich wollte, die ganze Welt wäre liederlich und lasterhaft; ich schnitte dann den beiden Herren die Hälse ab, und die Mädchen machten sich nichts draus, und ließen uns statt ihrer ein.

AQUILAR. Du bringst mich auf einen Einfall – die Mädchen erwarten ihre Geliebten; wir wollen ihnen zuvorkommen.

PONCE. O Himmel, es wäre schrecklich, es wäre viel gewagt es wäre völliger Triumph – ich fasse es nicht!

AQUILAR. Wenn nur die Mädchen uns umfassen – komme!

PONCE. Was sind wir?

AQUILAR. Waghälse, die sich gern an schönen Hälsen wiegten.

PONCE. Grad ausgestreckt liegt sie, und denkt auf Gespräche an ihren künftgen Gatten – o Gott – und solche Träume soll ich stören!

AQUILAR. Ins Teufels Namen! lamentiere nicht – ich weiß nicht, ob Melanie grad oder schief liegt, darum will ich es sehen! Fort! Beide ab.


Quelle:
Clemens Brentano: Werke. Band 4, München [1963–1968], S. 241-242.
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