Neunundzwanzigster Auftritt


[244] Felix, Lucilla. Es ist ganz dunkel.


LUCILLA. Hier werden wir also bleiben heute nacht?

FELIX. Ja hier, wo ich schon oft recht froh und traurig war. Gleich hier neben in der Stube steht ein Ruhebett für dich, und ich bleibe hier auf einem Stuhle.

LUCILLA. So zeige mir den Weg in die Stube, ich könnte mich stoßen.

FELIX. Verzeihe, ich liebe dich so, daß ich immer glaube, du wüßtest alles, was ich weiß.

LUCILLA. Du bist etwas unzufrieden?

FELIX. Was ich von den Mädchen hörte, stört mich – komm! Er führt sie, kömmt an einen Stuhl auf dem Kleider liegen. Da liegen ja meine Kleider, wer tat sie hierher? Die ganze Stube scheint mir verändert.

LUCILLA. Du bist vielleicht irre gegangen – ich sehe durch eine Spalte in der Türe Licht in der Nebenstube.

FELIX. Licht?

LUCILLA. Es spricht – Lauscht. »O Isidora, o Isidora!«

FELIX. Wie, so wäre es wahr – höre recht![244]

LUCILLA lauscht. »Zweitausend Dublonen dem alten Valerio viertausend dem Porporino zur Ausstattung« – es ist ein Sterbender – man macht ein Testament – höre! – »Valerien mein ganzes Hab und Gut, wenn ich sterbe.«

FELIX. Aber um Gottes willen! – wer soll das sein?

LUCILLA. Ich bin so müde, Lieber!

FELIX. Setze dich dort in den Stuhl, liebes Kind, ich bin ganz verwirrt.

LUCILLA. Gehe, Lieber, und erkundige dich bei deinen Schwestern!

FELIX. Du hast recht – bleibe nur ruhig. Geht nach der Türe.


Quelle:
Clemens Brentano: Werke. Band 4, München [1963–1968], S. 244-245.
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