Vierter Auftritt


[216] Durch Aufziehung des Mittelvorhangs.

Ponces und Aquilars Wohnung.

Aquilar liegt auf einem Sopha, ein dickes Pfühl auf ihn gelegt; Isabella sitzt neben den, Bette, Ponce entfernt auf einem Stuhl, und sieht traurig vor sich hin.


AQUILAR sich aufrichtend. Eure Güte, vortreffliche Sennora, ist unstreitig an sich so groß, daß dies Federbett überflüssig wäre – auch empfinde ich einen großen Dank im Herzen, der sich ordentlich mit einer Art von Druck etwas seitwärts zu ziehen scheint.

ISABELLA. Eure Galanterie übersteigt Eure Krankheit. Wo empfindet Ihr dies Drücken – hier in der Gegend des Herzens?

AQUILAR. Ich bitte, etwas mehr in der Gegend des Magens, und zwar innerlich.

ISABELLA. Eure Wunde wird sich doch mit der Hülfe Gottes nicht inflammieret haben.

AQUILAR. Ich bitte sehr, ich glaube mit der Hülfe eines Kochs könnte eine gute Mahlzeit den Schmerz heben.

ISABELLA. Aber Euer geschwächter Körper wird keine Mahlzeit vertragen können. Ihr habt wohl heute zuviel gegessen?

AQUILAR. Ein ganzes Ei.

ISABELLA. Ei! – ein ganzes Ei – das war auch unmäßig – ein halbes wäre auch genug gewesen – Ihr haltet Euch für hungriger, als Ihr seid!

AQUILAR. O – ich bin eigentlich so hungrig, daß ich mich gar nicht mehr halten kann.


Ponce steht auf und geht heftig auf und nieder.


ISABELLA. Mäßigt Euren Schmerz, die Krankheit Eures Freundes ist nicht so gefährlich, als Ihr glaubt – doch soll man gleich nach seiner Wunde sehen.

PONCE. Verbinden?

AQUILAR. Nein, man wird nimmermehr meine Wunde sehen; aber ich will nun aufstehen.[216]

ISABELLA. Nicht Eure Wunde sehen – ich will sie ja nicht sehen Ihr seid schamhaft auf Rechnung Eures Lebens – doch wenn Ihr aufsteht, will ich meinen Niècen sagen, daß sie wegbleiben.

PONCE faßt sie und wendet sie von Aquilar weg. Nein – nein bleibt – wendet Euch so; nun stehe auf!

AQUILAR springt angekleidet aus den Küssen. Gott sei Dank, nun seid so gütig, und laßt mir etwas zu essen geben.

ISABELLA wendet sich zu ihm. Um Gottes willen! bewegt Euch nicht heftig, setzt Euch nieder. Setzt ihn in den Lehnstuhl.


Quelle:
Clemens Brentano: Werke. Band 4, München [1963–1968], S. 216-217.
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