Vierzehnter Auftritt


[262] Ein großer Vorsaal im Schloß, rings Türen.

Ponce, Lucilla, Valeria.


PONCE. So wolle Ihr dann wirklich geharnischt bleiben, Lucilla?

LUCILLA. Ja, ich und meine Kammerfrau, wir sind so sichrer, und mitten im Getümmel vermutet man mich nicht.

VALERIA. Aber was war denn die Ursache Eures Gefechts?[262]

PONCE. Berührt die Wunde nicht! Ich gehe einen Augenblick nach meiner Stube. Links in eine Türe.

VALERIA. Dieser Mann ist sehr niedergeschlagen, er ist ein edler Mann.

LUCILLA. Liebt ihn Isidora nicht?

VALERIA. Sie liebt ihn, aber weiß nicht, wer er ist.

PONCE kömmt aus der Stube, sein Testament in der Hand. Zu Lucillen. Meine Dame, verkennet meinen Unmut nicht, es ist nicht Mutlosigkeit – ich habe viel verloren, – dies ist mein Testament – ich stelle es Eurer Gesellschafterin zu. Giebt es Valerien. Sollte ich im Kampfe fallen, und solltet Ihr, Lucilla, eines andern als meines Freundes Felix werden, Zu Valerien. so werdet Ihr es Don Felix einhändigen, daß er es vollziehe!

VALERIA. Euer Testament?

PONCE. Ich bin ohne Liebe, Freundin, und dem Untergange nah. Was soll das Gold? Denn ohne Liebe ist ja kein Besitz; doch ich höre Getöse – Lucilla und Valeria treten hinter ihn vor die Türe rechts.

LUCILLA. In dieser Stube, soll es scheinen, sei Lucilla.

PONCE. Gut, ich stehe hier mit bloßer Klinge!

LUCILLA. Das klingt so fürchterlich um ein Mädchen.

PONCE. Um das Weib klingt es allein, die Liebe ist allein im Weibe, die Liebe allein ist Klang, und ohne sie ist alles stumm, auch Ponce wird bald verstummen.

VALERIA aus der Fülle des Herzens. Du armer Ponce!

PONCE. O wie das klang! von Euren Lippen; Ihr wißt nicht, liebe Jungfrau, welche Stimme der Euren gleicht – o Valeria! wie denke ich dein! – sie kommen!


Quelle:
Clemens Brentano: Werke. Band 4, München [1963–1968], S. 262-263.
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