1147. An Hermann Nöldeke

[106] 1147. An Hermann Nöldeke


Wiedensahl 24. Aug. 97.


Lieber Hermann!

Deinen Brief erhielt ich gestern morgen. – Sehr unerfreulich enttäuscht hat mich die Neuverpachtung, wenn man ja auch, bei der jetzigen Art der Pfarrdotierung, auf dergleichen immer gefaßt sein muß. Wie ich dich kenne, denk ich, du wirst die Sache gutes Muthes einstweilen ertragen, bis sich Gelegenheit findet, die Lücke wieder auszufüllen.

Annchen wirthschaftet recht gut und angenehm. Sie denkt nach und hat "Insichten", um mit Frau Nickels zu reden.

Unsere Bohnen und Gurken konnten wir nicht bewältigen; doch gehen sie jetzt allmählig ihrem natürlichen Ende entgegen.

Als ich neulich von Münster zurück kam, waren die von dir eingesetzten Rosenaugen vertrocknet, d.h. die Knospen. Ich faßte mir ein Herz und setzte neue ein. Bald darnach wurden die vertrockneten Knospen abgeschoben von andern, die sich darunter gebildet hatten. Also war ich zu voreilig gewesen.

Das Wetter war die letzten Tage veränderlich; Sonnabend und Sonntag gab's starke Windstöße mit starken Regenschauern; gestern war's aber günstig, so daß du deinen Besuch in Braunlage hoffentlich hast ausführen können.

Leb wohl, lieber Hermann! Herzliche Grüße, auch von Annchen und Nickels, an euch Alle von deinem getr. Onkel

Wilhelm.


Zu der glücklichen Abführung der 71/2 Meter gratulir ich.

Sneller's W. seine Hochzeit, hör ich, soll bereits am 27ten September sein.[106]

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band II: Briefe 1893 bis 1908, Hannover 1969, S. 106-107.
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