126. An Otto Bassermann

[81] 126. An Otto Bassermann


Wiedensahl d. 7. Aug. 72


Mein lieber Baßermann!

Es freut mich, daß dir der Fil., der ja auf Deine Anregung entstanden, nun auch gefällt. Familiär genommen ist er wohl drastisch zu nennen, aber politisch genommen, meine ich, ist er's nicht; er spricht einfach die neuesten Wünsche des Staates aus, die allerdings mit den Wünschen der Kirche nicht ganz übereinstimmen können. Der deutsche Michael mit der protestantischen und katholischen Haushaltstante und der staatskirchlichen Base; der Jesuit mit Verführung, Gift und Dolch und sonstigen feindlichen Gewalten im Bunde; die von ihm eingeführte ultramontane Preße[81] nebst Gefolge – auf diesen Dingen als allegorischem Hintergrund beruht das kleine Familienstück. Der Wehr= Nähr= und Lehrstand werden dir auch wohl aufgefallen sein. Daß das Ding verboten wird, kann ich nicht glauben; aber wer weiß? – Die Annoncen im Börsenblatt kommen doch auch an die ultramontanen Denuncianten. Ich meine deshalb, auch hier dürfte nur diskret angedeutet werden. Ganz abgesehn davon ist es langweilig und peinlich, wenn der Erzähler einer Geschichte im Voraus des Längern und Breitern auseinander setzt, was er meint und was kommen soll. Wenn das Ding hinaus ist, dann würde eine inspirirte Rezension am Platze sein; beßer noch wär's, wenn sie von selber käme, und wir ganz naiv dabei stehen könnten. Also Wenig oder Nichts im Börsenblatt; der Titel ist vorläufig genug. Auch im Privatverkehr ist Verschwiegenheit durchaus am Platze. Die ersten Stöcke werde ich an Ettling schicken; die übrigen magst Du vertheilen; so daß der Zusammenhang für keinen klar wird. – Was die Ausstattung anlangt: Format der Helene; schwarzer Druck; Latein oder Schwabacher; gewöhnliches Papier, aber genugsam dick, daß es nicht durchdruckt; Umschlag farbig; Preis 12 Sgr. – Den Vertrag schicke mir nächstens zu. –

Der Titelstock zum Jobs muß hübsch sauber geschnitten werden. Ettling würde sich dazu eignen. Aber jedenfalls muß er damit fertig sein oder aussetzen, wenn er die neuen Stöcke bekommt. Bläue ihm das Alles recht ein.

Über den ökonomischen Vers will ich nachdenken.

Herzliche Grüße

Willem


P.S. An Mosse magst du meine Adreße immerhin geben. Will er politische Kleinigkeiten, die wir nicht gebrauchen, so kann er sie ja kriegen.

Wie soll es mit Freund Vogel gehalten werden? Könntest Du ihm nicht gelegentlich Auskunft geben?

W

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 81-82.
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