155. An Otto Bassermann

[93] 155. An Otto Bassermann


Wiedensahl 10 Dec 72


Mein lieber Baßermann!

Die Abrechnung über den Filucius habe ich erhalten. Wenn auch das Resultat gegen den Voranschlag empfindlich zurück bleibt, so ist es doch für mich räsonabler und erquicklicher, als bei der Helene.[93]

In Betreff der »Deutung« möchte ich ja gewiß gern deine Wünsche befriedigen; aber es geht nicht, es geht mir durchaus wider die Haare. Das greuliche Wort: »Zeitbild« hat mir schon Überwindung genug gekostet. Meine Gründe weißt du. – Ich kann außerdem nur wiederholen, was ich bereits früher zur Helene ausgesprochen. Ich denke meine Geschichte ehrlich durch und durch, so weit meine Fähigkeit dazu ausreicht. Damit habe ich meine Schuldigkeit gethan und will nun »meine Ruh« haben. Wenn dann Dieser oder Jener Dieses oder Jenes sagt, so mag er recht haben; aber ich muß ihn nothgedrungen ablehnen, denn er kann mir Nichts helfen. Ich weiß selber zu gut, welche Mängel in meiner individuellen Art der Anschauung, welche Hinderniße in der Schrift durch Bilder überhaupt liegen, und mit dieser Selbsterkenn[tn]iß muß ich mich beruhigen, so gut es geht, und mit Geduld mein Päckchen weiter tragen. – Du sagst: »der Pater wird mit der Deutung schneller laufen – es sind erst 1000 von der neuen Auflage bestellt.« – Ich glaube nicht an das schnellere Laufen durch Sympathie; die Insertionspeitsche möchte wohl etwas beßer helfen. Und denn auch wozu? Er läuft ja, grade wie es die Helene that, eigentlich viel zu schnell für – – doch, Scherz bei Seite! – ich hoffe, er wird sich schon durch die zweite Auflage hindurchquälen. Thut er's, so thut er mehr, als ich ihm von Haus aus zugemuthet und kann sich mit Ehren zur Ruhe legen.

Herzl. Gr! Wilhelm.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 93-94.
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