1563. An Nanda Keßler

[256] 1563. An Nanda Keßler


Mechtshausen, 18ten November 1906.


Meine liebe Nanda!

Sei bedankt für deinen freundlichen Brief vom 8ten November! – Der wärmenden Decke, gewirkt von guten Händen, sehe ich mit Vergnügen entgegen. Schon wird es empfindlich kalt; die Rosen, die so schön blühten bis zuletzt, sind nun mit Sand bedeckt; der Herbstwind rüttelt am Fenster, und geht man hinaus, so frieren Nase und Ohren.

Daß dem Künstler, der mich abgemalt, sein Portrett nicht gelang, thut mir leid für ihn. Aber, gottlob, wir Menschen besitzen ja genug Selbstgefühl, um selbst dann weiter zu leben, wenn wir auch mal dies oder das verüben, was den Leuten mißfällt.

Leb wohl, liebe Nanda! Herzlichen Gruß an dich und Nellie und all deine Angehörigen vom

Onkel Wilhelm.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band II: Briefe 1893 bis 1908, Hannover 1969, S. 256.
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