1572. An Nanda Keßler

[259] 1572. An Nanda Keßler


Mechtshausen 4. Febr. 1907.


Meine liebe Nanda!

Ich danke Dir für deinen letzten Brief und die zwei hübschen Photographien, die ich, besonders die Kinder in der Schaukel, mit Theilnahme betrachtet habe.

Von meinem Fenster aus seh ich jetzt in eine ganz weiße Welt. Sie kommt mir aber, so sauber sie ist, doch etwas eng vor, wenn ich im Garten meine üblichen Spatziergänge mache. Man sieht den Boden nicht, wo schon allerlei neukeimend zum Lichte drängt. Überall herrscht ländliche Stille. Nur eine beträchtliche Schaar von hungerigen Vögeln, Spatzen, Finken, Meisen und Amseln, machen einen bescheidenen Lärm und kommen[259] dreimal täglich zum Futterplatz, auf den wir ihnen Hafer, zerschnittene Moorrüben und Korinthen ausstreun.

Du fragst nach meiner Lectüre. Es ist dies und das aus A[l]tindien; auch Kant von Chamberlain.

Hoffentlich geht es euch gut. Bleibt gesund und seid alle recht herzlich gegrüßt von deinem alten getreuen

Onkel Wilhelm.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band II: Briefe 1893 bis 1908, Hannover 1969, S. 259-260.
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