1675. An Hermann Nöldeke

[298] 1675. An Hermann Nöldeke


Wiedensahl Sonntag


Lieber Hermann!

Ich dank dir für deinen Brief und will schnell ein paar Worte drauf erwidern.

Wir würden uns natürlich freuen, wenn du hierher kämest. Der Pater, der neulich hier war, scheint doch nicht an Wiedensahl zu denken; am Ende doch wohl auch nicht die übrige Verwandtschaft; aber wie weit das Zartgefühl geht, weiß man doch nicht, und man ist mißtrauisch, nachdem, was bereits paßirt ist.

Otto war gestern hier. Bückmann und Frl. S. scheinen sich für dich zu intereßiren. Wären sie nur maßgebend.

Adolfs Pech wird nun, denk ich, doch bald erschöpft sein. Sie haben ihn ordentlich herum gehudelt. Er wird jetzt wohl mit seinem Hochzeitsblechschädel wieder unterwegs sein an den Grenzen des Festlandes. – Daß ihm die paar Tage bei Euch auch noch verpestet wurden durch die vergebliche Unruhe, war recht abscheulich.[298]

Else erhielt eine Karte von Onkel aus Hegermühlen, daß sie ihn am Montag oder Dienstag in Lüethorst erwarten solle. Sie will morgen früh dorthin ab reisen. Zu Otto's Termin erwarten wir sie bestimmt wieder hier.

Heut Nacht ist endlich mit etwas Donner und Blitz der ersehnte Regen gekommen. Die Gartenfrüchte waren wirklich am Verschmachten. Es regnet noch fort.

Herzliche Grüße von uns Allen!

Dein getr. Onkel W.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band II: Briefe 1893 bis 1908, Hannover 1969, S. 298-299.
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