1723. An Lotte Bartels

1723. An Lotte Bartels


Mechtshausen 22. März 1901.


Liebe Lotte!

Ich danke dir für den hübschen Brief, den du mir geschrieben hast, denn man ist doch immer froh, wenn man von Denen was zu hören kriegt, die man gern hat.

Es ist nur gut, daß du wieder beßer bist, und ich hoffe, Bruder Hans steht auch bald wieder auf.

Ruth mußte zu Bett liegen, weil sie's im Halse hatte, und Martin hatte den Ziegenpeter, was doch für eine dicke wehe Backe ein viel zu lustiger Name ist.

Und euer Osterhase hat schon Eier gelegt? Das macht die Stadtwärme. Bei uns hier auf dem Lande weht ein eiskalter Ostwind. Die Erde ist fest gefroren. Darum haben wir den Frühling bis jetzt eigentlich mehr in der Stube, wo vor den Fenstern herum viel blühende Blumen stehn, nämlich eine schöne Azalie und Narzißen, Hyacinthen und Tulpen.

Du fragst, ob Max u. Moritz eine wahre Geschichte sei. Nun, so ganz wohl nicht. Das meiste ist bloß so ausgedacht, aber einiges ist wirklich paßiert, und denn, daß böse Streiche kein gutes Ende nehmen, da wird sicher was Wahres dran sein.

Leb wohl, liebe Lotte! Sei freundlich gegrüßt und, bitte, grüß auch deine Eltern und Hans

von

Onkel Busch.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band II: Briefe 1893 bis 1908, Hannover 1969, S. 173-174,297.
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