174. An Otto Bassermann

[103] 174. An Otto Bassermann


Wiedensahl 4 März 73 Abends


Ich bin etwas über 8 Tage in Ebergötzen gewesen und eben zurückgekehrt. – Ein paar Worte über das Münchner Manuscript! –

Der Versuch, Himmel und Hölle zu persifliren, ist alt und populär. Ich bin selber mehrmals in Versuchung gekommen; zuerst vor 10 oder 12 Jahren bei einem Bilderbogen: »Schmied und Teufel«, deßen ausgelaßener Schluß im Original bei Braun u. Schneiders im Redactionszimmer hängt; dann beim Antonius, dann bei der Helene. Da ich die dramatische Schlußbewegung nicht aufhalten wollte und auch sonstige Bedenken hatte, so ließ ich's gut sein.

Das fragliche Manuscript ist lustig und im Sinne der Schnadahüpfeln fast sangbar. Deine Ansicht, daß der Dialekt für einen größern Vertrieb hinderlich, ist gewiß richtig. Ich kann aber unmöglich den gewünschten Brief schreiben. Ich bin Concurrent und bitte dich ausdrücklich, ganz zu verschweigen, daß das Manuscript in meinen Händen gewesen. Du wirst ja als praktischer Mann leicht eine plausible Form der Ablehnung zu finden wißen.

Willem


d. 5ten März. [1873]


Die Particularisten und dein Brief haben einige Tage auf der Post gelegen und mich erwartet.

Deine Proposition würde einer Umwandlung gleich sein, zudem der Geschichte einen Charakter geben, den ich geflißentlich vermieden habe. Vor allen Dingen lustig und dann nicht viel mehr! – Der Preis müßte auf 20 sgr normirt werden; nach Bogenzahl werde ich nun mal nicht rechnen; und eine Summe von 1300 fl für 10000 wie bei Filuzius wäre mir zu wenig.

Wenn ich die Hölzer rechtzeitig bekomme, so soll's an mir nicht liegen.

Herzliche Grüße

Willem


Das Münchner Manuscript beifolgend zurück! – Für den Graveur lege ich eine Schriftskizze bei; ich fürchte der Mann ist sehr ungeschickt.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 103.
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