275. An Maria Anderson

[141] 275. An Maria Anderson


Wolfenbüttel 1. Mai. 75.


Meine liebe Frau Anderson!

Machen Sie keine Geschichten!! Das mit dem Glas hätte schlimm genug werden konnen! Nun, da's gottlob vorbei, ist wenigstens keine weitere »Verfolgung« nöthig. Glasscherben sind werthlos. Aber die selige Pastorin Prömmelmann, als die ihren schönen falschen Zahn sich ausgebißen und hintergeschluckt – ach lieber Gott! – was mußte die für schwere Prüfungen erleben, eh' sie ihn wieder an seiner ersten Stelle hatte!

Es giebt leider verschiedene Teufel. Ich fragte ja nur, welcher Sie damals versucht oder besucht hätte, was bei einem Teufel doch immer daßelbe ist. Da hieß es denn gleich: Beichtvater, was geht Dich das an?! – Nun, nun! 's ist schon gut! – Und im Allgemeinen, gewiß! da weiß ich schon so bescheid. Das schüchterne Sündenbekenntniß in Ihrem vor-vorletzten Briefe genügt mir völlig. Auch ist mir derselbigte Brief noch dadurch sehr angenehm bemerkenswert erschienen, daß keine einzige Klammer: () drin vorkommt. Nicht Knittel vorne, Knittel hinten, o nein! sondern ein kleines Schnitterschnatterschnabelthierchen hinter dem andern, so treibt Chloë an diesem reizenden Frühlingsmorgen ihre Gänslein aus; und Damon, der Sauhirt, mit seiner Heerde von Kringelschwänzelquikethierchen folgt nach in freudiger Bewunderung. Denn das brave Eugenichen hat recht. Er ist grad so kreuzhimmelherzensgutmüthig, wie er aussieht, und ist und so bleibt nun mal

Ihr ganz ergebenster

W. Busch.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band II: Briefe 1893 bis 1908, Hannover 1969.
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