328. An Maria Anderson

[160] 328. An Maria Anderson


Wiedensahl 20 Dec. 75


Wer mal so ist, der bleibt auch so. Kommt man auch mal aus dem Geleise, so nimmt doch bald die Gewohnheit wieder die Zügel; man drückt sich gemüthlich in die Wagenecke, und bummeldibammel! schlüürt das Ding so hin. Meine Schreibfaulheit muß wohl auch in den Sternen geschrieben stehn; ich bin immer wieder drin.

Ihre Verluste haben durchaus meine Theilnahme, Ihre Seelenruhe meine Achtung. Von Ihrem Vorsatze, zu schaffen, erwarte ich Gutes und Schönes. Was man gesehn, was man erlebt, was man vergeßen und beiseit gelegt, Scherz und Ernst, Gutes und Schlimmes – das tritt dann leise dringend wieder vor; und wie man's aufnimmt und gestaltet, so wird's vertraulich, tröstet, hilft. – Es gab eine Zeit, wo ich das auch erfahren habe.

Mit freundlichem Gruß

Ihr ergebenster

Wilh. Busch.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 160.
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