348. An Erich Bachmann

[166] 348. An Erich Bachmann


Wiedensahl 20. März 1876.


Lieber Erich!

Der Sturm gestern vor acht Tagen war hier ebenfalls äußerst heftig. Er kam unter Donner und Blitz herangezogen, hat aber doch nicht so viel Verwüstung angerichtet, wie bei Euch und an andern Orten. Das schlechte Wetter wird doch nun allnachgerade langweilig und bedenklich. Seit gestern ist wieder alles mit Schnee bedeckt. Unter diesen Umständen will mir meine Reise gen Süden nicht so recht verlockend erscheinen, ganz abgesehn von Dammunterspülungen, Zugentgleisungen und Bergstürzen. Komme ich aber dazu, so werde ich meine Cousine Emma Kleine begleiten müßen, die ihre Schwester in Heidelberg besuchen will. Zu Ostern wird Bruder Hermann über mich bestimmen, der ja außer den Ferien keine Zeit hat. Ich vermuthe, daß er nach Wolfenbüttel kommt, wo ich denn ebenfalls[166] zu erscheinen gedenke. – Auf der Hinreise nach Heidelberg würde ich also jedenfalls gebunden sein; auf der Rückreise hätt ich natürlich auch nicht viel Zeit übrig; aber es würde mir trotzdem sehr lieb und angenehm sein, wenn ich, und wär's auch nur auf einige Stunden, in Göttingen mit Dir zusammen sein könnte. Vielleicht können wir es so einrichten.

Was deine »Schreibgelenke« anbetrifft, so habe ich täglich ein wachsames Auge auf die Annoncen in der Magedeb. Zeitung. Leider finde ich Keine, die was geben, aber Viele, die was nehmen wollen. Hoffentlich werden die Zeiten bald beßer.

Bei Lieschen's Geburtstage seid ihr wohl recht vergnügt gewesen. Zum Geburtstage Sr. Majestät des Kaisers und Königs wünsch ich euch gleichfalls viel Pläsir.

Mit herzlichen Grüßen an Deine Frau, Deine Mutter und Schwester

Dein stets getreuer Freund

Wilhelm.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 166-167.
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