36. An Caspar Braun

[32] 36. An Caspar Braun


Wiedensahl d. 5. Febr. 65.


Mein lieber Herr Braun!

Wie sehr würde es mich freuen, einmal wieder etwas von Ihnen zu hören! Ich schicke Ihnen nun hier die Geschichte von Max u. Moritz, die ich zu Nutz und eignem Plaisir auch gar schön in Farben gesetzt habe, mit der Bitte, das Ding recht freundlich in die Hand zu nehmen und hin und wieder ein wenig zu lächeln. Ich habe mir gedacht, es ließe sich als eine Art kleiner Kinder=Epopoe vielleicht für einige Nummern der fliegenden Blätter und mit entsprechender Textveränderung auch für die Bilderbögen verwenden.

Zu einer weiten Reise konnte ich mich in dieser kalten Jahreszeit nicht entschließen und bin auch dazu nicht eingerichtet; sonst hätte ich wohl schon zu Weihnachten mein Bündel geschnürt, um Ihnen persönlich zu sagen, wie sehr ich wünsche, nun bald wieder recht fleißig für Sie zu arbeiten. – Abgesondert von allem Verkehr und eingeschneit bis über die Ohren, beschleicht Einen das Gefühl der gänzlichen Einsamkeit, und der Wunsch wird rege, diejenigen Bekanntschaften sich zu erhalten, welche durch die Jahre erprobt sind; das sind halt doch die besten!

Mit freundlichem Gruß

Ihr W. Busch.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 32.
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