427. An Marie Hesse

[190] 427. An Marie Hesse


München d. 26. Jan. 1879.


Verehrteste Frau Hesse!

Die Zeit wirbelt mich mit Gesellschaften, Theater und Musik so rapid dahin, daß ich mich kaum recht besinnen kann. Sonst hätt' ich Ihnen wohl längst gesagt, wie oft und gern ich mich an Sie und die Ihrigen erinnere. Hoffentlich treffen wir uns den Sommer mal alle wieder an irgend einem kühlen Strande, um behaglich mit einander zu plaudern und zu wandeln. – Zunächst (d.h. in etwa 8 Tagen) muß ich nach Wiedensahl; denn einige[190] Freuden des Umzugs, als da sind Pumpe und Heerd-setzen, Tapeziren und so dergleichen, wünschen durchaus meine persönliche Bekanntschaft. Nun bin ich freilich nicht sehr erpicht darauf; aber dennoch hab ich so eine Ahnung, daß es mir gut thun wird, wenn ich endlich mal wieder regelmäßig um zehn Uhr zu Bett gehe, was jetzt niemals vorkommt. Am 8t Febr. soll ein Künstlermaskenfest sein. Ich wäre nicht ungern dabei; will aber doch lieber schauen, daß ich mir zunächst in meinem guten Wiedensahl eine leidlich gemüthliche Ecke zurecht mache, wo ich seitab und für mich herumkramen kann.

Bitte, schreiben Sie mir doch dorthin einige Zeilen, wie's bei Ihnen geht.

An Herrn Hesse und die Kinder meine besten Grüße, und seien Sie selber recht freundlich gegrüßt von

Ihrem ergebensten

Wilh. Busch.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 190-191.
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