438. An Hermann Nöldeke

[194] 438. An Hermann Nöldeke


Wiedensahl. Donnerst. 19. Juni. 79.


Lieber Hermann!

Von Mutter hatt ich vorige Woche Nachricht; sie klagt noch immer über ihre Zähne; Sunder geht es wie gewöhnlich schlecht; Sunders sonst gut. – Sonntag fuhr ich auf einige Tage nach Ebergötzen. Auf dem Bahnhof in Hannover traf ich Frau Mühlmeister mit Adolf, die in die Stadt wollten. – Bei meiner Rückkehr hierher fand ich zwei Depeschen vor; eine, daß Onkel Hermann am Sonntag Abend nach Frankfurt abgereist, weil es mit Onkel Otto sehr schlimm geworden, eine zweite, daß Onkel Otto bereits am Sonntag Abend gestorben sei und Mitwoch Morgen beerdigt werden solle. Um noch dazu hin zu reisen, war es für mich zu spät. Das Nähere weiß ich noch nicht.

Einliegend schicke ich dir 200 Mk. Was du für den Arzt und sonst noch gebrauchst, theile mir rechtzeitig mit. Da du natürlich deine Adreße nicht angegeben, so schicke ich das Geld unter deines Onkels Adreße.

Über Borkum, denk ich, brauchst du den Docter nicht zu befragen, sondern gehst hin, wie es bestimmt ist.

Hier ist gründliches und unabsehbares Regenwetter.

Herzliche Grüße an den Onkel und die Tante Director, und theile mir mit, ob du meinen Brief erhalten hast.

Dein getreuer Onkel

Wilhelm

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 194.
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