495. An Marie Hesse

[213] 495. An Marie Hesse


Wiedensahl 12. Oct. 1880.


Liebe Frau Heße!

Die Rosen, verlockt von den späten sonnigen Tagen, hatten sich noch recht Was vorgenommen; aber schon saust ein verdrießlicher Herbstwind durch die Bäume, über den Garten und um's Haus herum. Es wird schudderig. – Wo steht denn nun der Ofen, der Sie wärmt? Noch in Bremen, oder schon in Breslau? – Für mich wird wohl vom 20ten October ab mal wieder in München geheizt werden, den Tag über

Karlstraße 36,

des Morgens früh im Europäischen Hof. – Wie sehr wünscht ich, daß Sie lieben Leute nicht so weit von mir weg wären. – Auch recht! sagte der Hund, da stutzten sie ihm die Ohren.

Der Neffe Hermann, ein Paar Tage auf Urlaub hier, freute sich sehr über das Bild und läßt schönstens grüßen. Adolf und Otto müßen nächsten Montag wieder in die Schule.

Leben Sie recht wohl, liebe Frau Heße! Vergeßen sie mich nicht und schreiben Sie mir bald mal und womöglich, daß es Ihnen allen recht gut geht.

Meine herzlichsten Grüße!

Ihr Wilh. Busch.


Wenn Sie mir d. Adreße des Engländers geben, so will ich ihm in Ihrem Auftrage gern eine Skizze zuschicken.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 213.
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