570. An Marie Hesse

[236] 570. An Marie Hesse


Wiedensahl 9 Juni 83.


Es kommt mir so schrecklich lang vor, liebe Frau Heße, daß wir Nichts zu einander gesagt haben. Hermann und ich haben aber oft an Sie gedacht und uns auch besonders Ihretwegen über den sonnigen, wonnigen Frühling gefreut, der Ihnen gewiß wohlgethan. – Wir sitzen seit vierzehn Tagen in einem häuslichen Gemüll, da ich einen unglaublich umfangreichen bedrohlichen Rauchfang habe abreißen laßen. Es gab einen Lärm und eine Verwüstung wie von Orkan und Erdbeben miteinand. – Sonst denk ich den Sommer in aller Ruhe daheim zu sein. Auch Hermann bleibt hier, bis er eine paßende Hauslehrerstelle gefunden hat. Adolf und Otto dagegen sollen in den Juliferien eine Reise über Frankfurt, Heidelberg den Rhein hinunter machen und sind natürlich schon vollständig vertieft in die Vorstudien dazu.

Wo kann ich mir Sie denn jetzt denken, und was haben Sie für die Sommerzeit vor? Ich bitte sehr, laßen Sie doch recht bald mal etwas von sich hören.

Die herzlichsten Grüße an Sie und die Ihrigen

vom Neffen Hermann und Ihrem alten

Wilh. Busch.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 236-237.
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