572. An Erich Bachmann

572. An Erich Bachmann


Wiedensahl 18 Juli 83.


Lieber Erich!

Mit Erstaunen seh ich, daß ich deinen Brief vom 21 Mai noch nicht beantwortet habe. – Ein bedeutender Gegenstand, nämlich unser allmächtig dicker Schornstein, hatte inzwischen alle meine Sinne in Anspruch genommen. Er wurde so bedrohlich, daß ich ihn kurz und gut auf eigene Kosten nieder zu reißen beschloß. Hätte ich aber gewußt, was dies für einen Spektakel und Dreck und welche unendliche Flickerei zur Folge hatte, vielleicht hätt ich ihn zufrieden gelaßen. Jetzt ist alles wieder in Ordnung,[237] und in eins mit weg ließ ich auch einen dunklen Stall hell und zu einer kleinen Kammer machen. – Neffe Hermann hat ein sehr gutes Examen gemacht. Er ist jetzt hier, hat aber zum 1ten October eine Hauslehrerstelle bei Graf Rantzau in Holstein angenommen. – Die beiden andern Neffen sind seit 14 Tagen mit einer Rheinreise beschäftigt, von der sie nächsten Sonnabend zurück erwartet werden. – Wilhelm Nöldeke ist mit Frau und zwei netten wohlgezogenen Kindern auf Ferienbesuch hier. – Ich selber denk nächste Woche mit Bruder Hermann in Wolfenbüttel zusammen zu treffen. –

Ihr, stell ich mir vor, seid schon in der Erndte, die allerdings bei uns noch nicht begonnen hat. Das seit so lange ersehnte Regenwetter ist endlich eingetreten.

Meine Schwester und Hermann laßen freundlichst grüßen!

Dein getr. Freund Wilhelm

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 237-238.
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