574. An Friedrich August von Kaulbach

[238] 574. An Friedrich August von Kaulbach


Wiedensahl 14. August 1883.


Meinen Dank für deinen freundlichen Brief, lieber Fritz!

An Freund Lorenz hatt' ich seinerzeit ein paar Zeilen nach Stuttgart geschrieben, worauf ich, wie erwartet, keine Antwort erhielt. Nun höre ich zu meiner Freude von dir, daß er wieder muthig herum wirthschaftet. Ich mag und kann an eine Rückkehr der bösen Dinge nicht glauben; so ein sonderbarer Kerl ist nicht gleich wieder da, und dann sieht er auch so selbstverständlich und wurzelfest aus, als könnt er gar nicht umfallen. – Dich, du Lieber, seh ich im Thatendrang vor dem Malgestell; natürlich aber auch im Abendschimmer an der Waldesecke – fast hätt' ich entrüstet Leider! gesagt, wenn mir nicht eben einfiele, daß ich kürzlich einen Rehbock, der von meinem leibhaftigen Bruder ermordet wurde, mit lasterhaftem Pläsir hätte verputzen helfen.

Was soll ich dir nur von mir berichten? – Der Sommer schiebt ab, die Bauern balbiren die Felder und bald wird der Herbstnebel wieder in den zierlichen Netzen der Spinnen glänzen. Nächste Woche soll aber noch erst hier herum, auf Stoppel und Haide, ein militärisches Geknatter und Spektakel los gehn. Ich zieh mich derweil die Weser hinauf durch den Solling herum nach Lüethorst, wo mein lieber alter Onkel wohnt. In 8-14 Tagen[238] bin ich wieder hier. – Gehab dich wohl! Und wenn der Pinsel mal schlummert, wenn die Knallbüchse am Pflock hängt, so bring die Feder her und schreib mal wieder dies und das an deinen alten getreuen

Wilh. Busch.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band II: Briefe 1893 bis 1908, Hannover 1969.
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