611. An Adolf Nöldeke

[253] 611. An Adolf Nöldeke


Wiedensahl 19 Juni 1884.


Lieber Adolf!

Deinen Brief hab ich heut früh erhalten und entnehme daraus, nicht nur, daß die Pfingstreise zu deiner Zufriedenheit verlaufen, sondern daß du auch noch neue Pläne ähnlicher Sorte auf den Ambos zu legen gedenkst. Um dir bei dieser Schmiedearbeit ein wenig zu Hülfe zu kommen, halte ich es für gerathen, Dir schon jetzt gleich mitzutheilen, daß ich dir noch etwa 100-120 Mk. zur Verfügung stelle. Überlege dir, was sich damit machen läßt, und schreib mir darüber. Natürlich sollen diese geographischen Erlustigungen, dies setz ich im Ernst voraus, deinen eigentlichen Arbeiten durchaus nicht im Wege stehn.

Bei Hermann fand ich alles in Ordnung. Die Gegend üppig, grün, eintönig, gesund.

Sonnabend war ich in Bückeburg. Selbst Frida ging es so gut, wie nie: Schwester Marie kam denselben Nachmittag dort an und fuhr denselben Abend mit mir nach Wiedensahl. Sie will bis nächsten Mitwoch oder Donnerstag hier sein, dann noch ein paar Tage nach Hannover und nimmt auf der Rückreise nach Eßen Anna und Henni Busch mit. Henni ihr Zustand sieht wieder erbärmlich aus. – Ernestine ist vor ein paar Tagen nach Bückeburg; nachdem Katers, wohl des Regenwetters wegen, schon wieder abgereist.

Heute, scheint's, will das Wetter allmählig ein beßeres Gesicht machen.

Von Mutter, Marie u.s.w. die herzlichsten Grüße!

Meine Empfehlung an die Bekannten!

Dein getr. Onkel

Wilhelm.


Eben erhalt ich die Nachricht, daß gestern (Mitwoch) Nachmittag 4 Uhr Liesbeths Vater gestorben ist. Rippenfellentzündung. Die Mutter ist in Lippspringe. Man scheint ihr die Krankheit verheimlicht zu haben.[253]

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band II: Briefe 1893 bis 1908, Hannover 1969.
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