633. An Hermann Nöldeke

[262] 633. An Hermann Nöldeke


Wiedensahl 5. Sept. 85.


Lieber Hermann!

Die Briefe aus Basel, Turin und gestern der aus Rom sind richtig angekommen. Den Brief von Mutter, poste restante Rom, werdet Ihr vorgefunden haben. – Hier ist alles beim Alten. – Vom besten Wetter begünstigt ist die Woche her große Wäsche und Bleiche gewesen; seit gestern ist aber gründliches Schmudderwetter eingetreten; der Rest der Wäsche hängt auf dem Boden, und so wird denn die Sache bis Dienstag, wo an's Dach gegangen werden soll, erledigt sein. Montag will auch Denker vorn in der Stube an zu klopfen und zu hobeln fangen. Das stimmt auch ganz gut; denn Schuster, der gestern Morgen ankam, will Montag Morgen wieder fort. – Ich zeichnete dieser Tage im Walde im Schweinstall, wo der Hirt Meier jetzt Mittags immer seine Kühe eintreibt. Er sagte mir, sein Heining ließe dich grüßen. Er wäre auch mit seinem Major in der weiten Welt, in Wittenberg, gewesen und käme nächstens zu Hause. – – Die ganze Familie Gebhardt aus Loccum war vorgestern Nachmittag bei uns. All sein Malen dort ist vorläufig vergeblich gewesen, da Gerhard seine Grundirung fleckig wird. Nächsten Sommer wird von Neuem angefangen. Sie wollen heute wieder nach Düßeldorf, und Frl. Sachser hat nun hoffentlich eine Zeitlang Ruhe.

Habt gutes Wetter, bleibt gesund, schreibt regelmäßig, und seid auf's Herzlichste von uns Allen gegrüßt!

Dein getr. Onkel

Wilhelm

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 262.
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