727. An Friedrich Warnecke

[299] 727. An Friedrich Warnecke


Wiedensahl 29. März 88.


Lieber Warnecke!

Abwesenheit von Freunden ist kein Ehehinderniß. – Das ist auch man gut! – Thatsächlich giebt's ja nun mal solch wunderliche alte Jungens, die leider der Meinung sind, sie brauchten nicht grad überall dabei zu sein; und da ist man denn verzeihlicherweise nur zu geneigt, den krummen Ast abzusägen, über den Zaun zu werfen und nicht weiter über ihn nachzudenken. Als ob solche Käuze nicht doch noch zuweilen einen Rest von menschenwürdiger Gemüthsverfaßung hätten. Daher sei bedankt für deinen liebenswürdigen Brief, der mir zeigt, daß du mir dein Wohlwollen bewahrt, obgleich du meine Niederträchtigkeit nur zu gründlich durchschaut hast. – Möge es Dir gut gehn, lieber Freund; so gut, wie du's dir irgend nur wünschen kannst.

Von den Photographien, um zwei muntere Fliegen mit einem Klapse zu schlagen, behalt ich die doppelte.

Meine Empfehlung an die Herzallerliebste!

Dein alter Wilh. Busch.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 299.
Lizenz: