742. An Adolf Nöldeke

[303] 742. An Adolf Nöldeke


Wiedensahl Dienstag [26. Juni 1888]


Lieber Adolf!

Sei bedankt für deinen Brief! – Deinen Aufenthalt in Göttingen richte nur ganz und unbekümmert so ein, wie es für deinen Zweck am dienlichsten ist. Der Geldpunkt macht mir nicht die mindeste Sorge. – Seht nur zu, daß Mutter eine geeignete und hübsche Wohnung bekommt, einerlei, wenn sie auch ein paar Mark mehr kostet. – Die Münsterschen fand ich ganz gemüthlich bis auf ihre Leidenschaft fürs Umziehen. Sie haben allerdings Grund dazu. Die Fußböden ziehen, aber die Öfen nicht. Die einzige paßende, für October angebotene Wohnung hat sich Meyer in seiner Pfiffigkeit wieder entgehen laßen. Durch scheinbare Gleichgültigkeit hat er den Preis drücken wollen, und als er wieder hin kam, war sie weg.

Unsere Wirthschaft hier geht mit Hülfe von Frau Nickels ganz gut. Die Hitze war groß bei Ostwind. Heut früh krähten die Hähne, der Wind schlug nach Südwest um, der Himmel umwölkt sich.

Frau Nickels und Lenchen laßen sich wieder empfehlen. Sei herzlich gegrüßt von deinem

getr. Onkel Wilhelm

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 303-304.
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