782. An Adolf Nöldeke

[317] 782. An Adolf Nöldeke


Wiedensahl 30. Jan. 90.


Lieber Adolf!

Aus deinem Briefe ersehe ich mit Vergnügen, daß das Unwohlsein im Hause Neuer Weg 60 so gut wie beseitigt ist, daß die Strapazen und Beängstigungen der Majorsvisitation gut überstanden sind, und ich wünsche[317] nur, daß du von den Freuden des Geburtstags Sr. Majestät des Kaisers daßelbe sagen kannst.

Mutter, deren Reise mich bei dem fürchterlichen Wetter doch einigermaßen beunruhigte, schreibt ja aus Barnstorf ganz beruhigend. Es ist doch gut, daß sich Sophie mal aussprechen konnte.

Hier bei uns im Dorf ist der Gesundheitszustand wieder beßer. Nach dem ewigen Stürmen und Regnen kam vorgestern etwas Schnee und milder Sonnenschein. So spatzierte ich denn Gestern, nachdem ich lange nicht vor der Hausthür gewesen, mal nach Rosenhagen hinaus, allwo ich bei Beuken ein paar Glas Bier und einen Schnaps verzehrte. Heute ist's wieder trübe.

Nächsten Sonnabend (Übermorgen) möchte ich mal nach Celle, wo ich bis Dienstag oder Mitwoch zu bleiben gedenke. Später komme ich dann nach Wolfenbüttel; da ich dann aber doch wohl über acht Tage ausbleiben würde, so will ich doch lieber damit warten, bis Mutter wieder da ist.

In Hattorf sind sie nach den gestrigen Nachrichten ganz gesund.

Frl. Kather und Fr. Nickels laßen sich dir empfehlen. Mit den herzlichsten Grüßen an dich, Tante und Else

dein getr. Onkel

W.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 317-318.
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