807. An Else Meyer

[328] 807. An Else Meyer


[Januar 1891]


Sei bedankt, liebe Else, für deinen freundlichen Brief! – Möge es Euch Allen gut gehn im neuen Jahr! – Und daß du keinen rechten Frost hast in den Hinterpfötchen, wie ich zu meiner Freude vernehme, da bleib man bei!

Unser Winter ist sonst eigentlich so kniffig, wie möglich, und dauerhaft ist er auch. Alle Bäume sind prachtvoll verzuckert, an allen Hecken und Planken liegen mächtige Schneebänke, die der Ostwind, der böse, zusammen getrieben. Alle Pumpen wollten nicht gehn, unsere auch mal nicht; dann kriegte sie einen Paletot an des Nachts. Alle Regentonnen sind geplatzt; unsere nicht, denn sie wurde im Herbst noch rechtzeitig umgekippt. Frau Nickels hat keine beneidenswerthe Morgenspatziergänge zu machen. Doch auch ich kriegte mal was zu schmecken vom Winter. Ich begleitete Onkel Hermann am letzten Tage des Jahres bis Hannover. Decke und Fußsack hatte ich zurück geschickt, weil wir auf ein geheiztes Coupee rechneten. Ein Irrthum. Grad von da, unter den Bänken, hinten an den Hacken, kam die größte Kälte heraus, und als dann der Zug vor Hannover auch noch im freien Feld eine Stunde halten mußte, fingen wir zu tanzen an, wie die Puppen. Von Hannover bis Braunschweig war wieder nicht geheizt. Zudem war der Zug nach Wolfenbüttel schon weg; ich kam infolgedeßen statt um 8 erst um halb 10 dort an. Tante Alwine und das Brautpaar waren übrigens noch auf und empfingen mich mit einer Bowle. Tante hatte auch viel Malheur gehabt mit dem Winter: Waßerheizung geplatzt schon im November; Kosten 400 Mk; dazu acht Tage lang nichts als Schmutz und Plantscherei im Hause. Pumpe eingefroren, drei Regentonnen geplatzt; dazu ausgeglitscht und Hand verstaucht. – Vorgestern kam ich wieder per Postschlitten. – Leb wohl! Herzl. Grüße von Allen an Alle!

Dein getr. Onkel Wilhelm.[328]

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band II: Briefe 1893 bis 1908, Hannover 1969.
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