820. An Else Meyer

[333] 820. An Else Meyer


Wiedensahl Sonntag. [Juli 1891]


Sei recht bedankt, liebe Else, für deinen Brief! – Daß sich bei Euch in Münster wieder mal ein Vorspuk demnächstigen Umzuges vernehmen läßt, hat mich nicht gewundert. Es ist ja nur ein neuer Beweis für die lobenswerthe Beständigkeit eures Charakters, an der ich niemals gezweifelt habe. – Du berichtest an Frl. Kather von heißem Wetter in Lüethorst. Darüber hatten wir hier nicht viel zu klagen, besonders nicht auf unserer Däähle. Doch muß ich zugestehn, daß es mir letzten Dienstag, als ich nach Spißingshol war, (wo's allen recht gut ging), doch mehr warm wurde, als unbedingt nöthig. Freitag ließ dann Frau Nickels Gras mähen, und sofort fings richtig wieder zu regnen an und regnete weiter und regnet noch heute. Seit Mittag aber weht der Wind von Norden (du weißt Bescheid), das Barometer steigt langsam – vielleicht wird's beßer – Kann'e wäsen un ok nich! – Die Kartoffeln schmecken heuer vorzüglich. Morgen giebt's die letzten (hurrah!) Erbsen in Suppenform. Krupbohnen sind nahezu mündig. Gurken blühen. Aber das Sehenswürdigste ist unser Kohlrabi. Er hat Blätter, wie nicht gescheidt. Nur keine Spur von Kopf hat er. Frau Nickels[333] meint zwar: wenn nur nicht am Ende noch Blumenkohl draus würde. Indeß das bleibt jedenfalls ein süßer Traum. – Im Übrigen geht's uns gut. – Leb wohl, liebe Else! Die herzlichsten Grüße an Großvater, Tante, Anna von

deinem getr. Onkel W.B.


Empfehlung von Frl. Kather und Frau Nickels.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 333-334.
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