867. An Nanda Keßler

[351] 867. An Nanda Keßler


Wiedensahl 6. Mai 92.


Liebe Nanda!

Unsere Briefe sind sich begegnet. Der deinige hat mir Freud gemacht, und sogleich, deinem Winke gehorchend, hab ich ein kleines Gedicht verfertigt, welches du wohl, bitte, am 9. Mai auf den Geburtstagstisch deiner Mutter legst. Du siehst, ein störriger Knecht, der weniger auf hohen Lohn, als auf gute Behandlung sieht, thut gern, was er soll und darf, wenn ihn die Herrschaft nur richtig zu nehmen weiß.[351]

Heut früh lag hier der Schnee einen halben Fuß hoch. Arme Blüthen! – Ihr schlauen Frankfurter sitzt natürlich derweil im herrlichsten Sonnenschein. Ich gönn ihn Euch von Herzen, besonders den Kindern.

Leb wohl, liebe Fernenanda! und bleib womöglich ein wenig gut und dies womöglich ein wenig lange

Deinem alten Onkel Wilhelm.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 351-352.
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