875. An Hermann Nöldeke

[361] 875. An Hermann Nöldeke


Wiedensahl Mitwoch. [Ende Juni 1892]


Lieber Hermann!

Sei bedankt für deinen Brief. – Der Sturmschabernack im Garten verwächst und wird allmählig vergeßen. Die Gurken scheinen sich ja auch etwas zu ermuntern; Tropäolum in den Töpfen schießt auf; auch ein Akazienkern, den Mutter von dir erhielt, entwickelt sich ganz flott. – Die frühen Kartoffeln haben schwarzes Laub. – Die frühen Erbsen, die sogenannten, sind gelb bis unter die Arme und in 3 Wochen, denk ich, werden wir die ersten eßen können. – Kohl steht vortrefflich; zehn Köpfe, nach der Hecke zu, sind allerdings von Denkers Hühnern verrupft und verzehrt. – Stiefmütterchen, die mir immer mehr gefallen, sollen Mitte Juli gesät und dann immer feucht gehalten werden. Ich möchte uns beiden wohl eine Aussaat dediciren unter der Bedingung, daß du sie bestellst; nicht durch einander, sondern sortirt; für 2 bis 3 Mk. etwa. Bitte, sei so gut.

Vorgestern, ausnahmsweise ohne Regen, war ich in Loccum; bei Hardeland, Bückmann, Frl. Saxer. Letzterer schien es beßer zu gehn, als voriges mal. Rückweg herrlich; Mondsichel; Nebelschicht über den Wiesen.

Onkel Hermann, deßen Ferien am 13 Juli beginnen, will auf einige Tage kommen. Tante Liesbeth ist in Homburg und nicht in Hamburg. Von Adolf hatt ich Nachricht aus Bremervörde. – Soeben hat mir ein Windstoß eine rothe Rose, die dastand, wie ein großes Bouquet, umgeweht und unten abgeknickt. – Na, man wird dergleichen gewohnt. – Herzliche Grüße an Euch Alle, auch von Frl. K.

Dein getr. Onkel W.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 361.
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