947. An Franz von Lenbach

[24] 947. An Franz von Lenbach


Wiedensahl 21. Febr. 94.


Liebster Lenbach!

Frau Grippe, die Hex, scheint endlich doch abzufahren. Den Herbst, den Winter, hat sie wiederholentlich dageseßen zu Nacht vor dem Bett und hat mir Was vorgesungen zu ihrer alten Guitarre, daß ich ärgerlich munter blieb, ja, zuweilen sogar phantasievoll-bedenklich wurde.

Wie löblich dagegen sind doch die Staare. Neulich, draußen vor ihren Häuschen, trotz Wind und Schneegestöber, pfiffen und schnatterten sie und schlugen mit den Flügeln in sorgloser Heiterkeit.

Und kurz nur Dies: Ich danke Dir, daß du meinem Bruder so prom[p]t erwiedert hast.

Und sehr gefreut, muß ich ferner bemerken, hat mich die Photographie Deiner kleinen reizenden Hausprinzeß.

An die anmuthige Mutter derselben und den Vater, den ehrenwerthen, meinen herzlichen Gruß!

Auch den Freunden laß ich mich bestens empfehlen.

Immer dein alter getreuer

Wilh. Busch.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band II: Briefe 1893 bis 1908, Hannover 1969, S. 24.
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