954. An Franz von Lenbach

[26] 954. An Franz von Lenbach


Wiedensahl 7 April 94.


Liebster Lenbach!

Sei bedankt für Deinen guten Brief aus Friedrichsruh, wo Du unsern Helden, auch zu meiner großen Freude, wieder wohlgemuth und bei guter Gesundheit trafst. Jetzt bist Du nebst Gemahlin wohl wieder daheim bei dem hübschen Töchterlein und bei der unwiderstehlichen Arbeit.

Du erwähnst nochmal die Zeichnungen. Ich habe seit neulich nichts wieder darüber gehört. Zunächst käme es drauf an zu wißen, ob der Käufer geneigt ist, die Ansprüche des Verlegers, der das Recht der Vervielfältigung hat, zu befriedigen:

1) neue Zinkätzung

2) Revers, daß die Sachen zum selben Zweck auch später zur Verfügung stehn.

Wegen meiner Summe, würde sich dann mit mir, als einem bescheidenen Menschen, gewiß leicht und erfolgreich verhandeln laßen.

Im Privatbesitz (und wär's mein eigener) müßen sich die Schosen selbstverständlich später verkrümeln. Nun könnte man sagen: Was thuts? Beßeres und das Beste verduftet im Nebel der Zukunft! Aber selbst der Sperling, dieser nichtsnutzige Vogel, ist besorgt um seine Eier; eine Eitelkeit, die man, weil naturgemäß, vielleicht gütigst entschuldigen dürfte.

Sei Du mit den Deinigen herzlichst gegrüßt von Deinem alten

Wilh. Busch.[26]

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band II: Briefe 1893 bis 1908, Hannover 1969, S. 26-27.
Lizenz: