972. An Erich Bachmann

[35] 972. An Erich Bachmann


Wiedensahl Dienstag. [31. Juli 1894]


Lieber Erich!

Die Wetterprophezeihungen, die du in deinem letzten Briefe aussprachest, sind richtig eingetroffen. Überall hat es ja schwere Gewitter gegeben. Wir hier haben allerdings direkt nur wenig davon abgekriegt, aber Regen und Kälte haben wir infolgedeßen grad genug gehabt. Hast du nun viel herumreisen müßen, so wird dir das, denk ich, in pecuniarer Hinsicht ganz recht sein, und eine Zerstreuung ist es ja auch. – Korn und Heu giebt es dies Jahr in Menge. Nur müßte es jetzt einmal beständig schönes Wetter werden, damit alles gut herein kommt. Heute regnet es wieder.[35]

Der Neffe aus Hattorf war neulich einige Tage hier; Frau und Kinder mußte er aber in Bückeburg laßen, da wir hier viel Scharlach im Orte hatten. Der zweite Neffe nebst Braut ist letzten Freitag wieder abgereist und wird heute wieder in der Schule arbeiten. – Der dritte, der am Sonntag vor 14 Tagen in Hunteburg (im Osnabrückschen) als erster von dreien zur Wahl gepredigt, bekam gestern die Nachricht, daß er einstimmig gewählt sei. Es ist eine Anfangsstelle, indeß jetzt, wo alle Löcher zu sind, darf Einer froh sein, wenn er überhaupt noch wo hineinschlüpfen kann.

Ich werde vielleicht in den nächsten Tagen mal ganz kurz nach Celle und Wolfenbüttel fahren. Ob's dort paßt, darüber erwarte ich erst Nachricht.

Im Herbst hoffe ich Dich dann auch wieder zu sehn.

Leb wohl, lieber Erich! Sei mit deinen Kindern herzlich gegrüßt von Deinem

getr. Freunde

Wilhelm.


Auch meine Schwester läßt sich Dir empfehlen.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band II: Briefe 1893 bis 1908, Hannover 1969, S. 35-36.
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