16. Szene.

[122] Estrella, Astolf.


ESTRELLA.

Gebt mir nun das andre Bild;

denn obwohl ich nie mehr denke

Euch zu sprechen noch zu sehn,

will ich's doch in Euern Händen

nun nicht lassen; bloß vielleicht,

weil ich einmal es begehrte,

töricht gnug.

ASTOLF beiseite.

Wie kann ich glücklich

diesem harten Drang entgehen?


Laut.


Ob ich gleich, o schöne Fürstin,

deinen Willen gern vollstreckte,

kann ich doch das Bild nicht schaffen,

das du wünschest; denn ...

ESTRELLA.

Verräter!

Falscher, ungeschlachter Ritter!

Nun sollst du es nicht mir geben;

denn du sollst auf keine Weise[123]

mich erinnern, wenn ich's nehme,

daß ich's je von dir verlangt.


Ab.


ASTOLF.

Höre, sieh, vernimm, bedenke! –

Ha, verwegene Rosaura!

Wie, woher, auf welchem Wege

mußtest du nach Polen kommen,

um uns beide zu verderben?


Ab.


Wilde Gegend mit dem Turme, wie im ersten Aufzuge.


Quelle:
Calderon de la Barca, Pedro: Das Leben ein Traum. Leipzig 1964, S. 122-124.
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