Sechzehntes Kapitel.

[226] Das anmutige Gespräch, welches die Herzogin und ihre Jungfrauen mit Sancho Pansa hatten, würdig, daß man es lese und wohl merke.


Die Historie erzählt also, daß Sancho diesen Nachmittag nicht schlief, sondern, um sein gegebenes Wort zu erfüllen, sich nach dem Essen zur Herzogin begab, die, da sie ihn so gern sprechen hörte, ihn neben sich auf einem niedrigen Stuhle sitzen ließ, obgleich Sancho aus artiger Wohlgezogenheit sich nicht niederlassen wollte. Die Herzogin aber sagte ihm, daß er sich als Statthalter niedersetzen und als Stallmeister sprechen sollte; denn wegen dieser beiden Dinge verdiene er wohl selber auf dem Sessel des großen Helden Cid Ruy Diaz zu sitzen. Sancho zog die Schultern ein, gehorchte und setzte sich, und alle Jungfrauen und Dueñas der Herzogin umgaben ihn aufmerksam und mit der größten Stille, um zu hören, was er sagen würde. Die Herzogin war aber die erste, welche sprach, indem sie sagte: »Jetzt, da wir allein sind und niemand weiter zuhört, wünsche ich, daß der Herr Statthalter mir einige Zweifel auflöste, die aus der Lesung der Historie entstanden sind, welche von dem großen Don Quixote im Druck erschienen ist. Einer von den Zweifeln ist: daß, da der wackere Sancho die Dulcinea nie gesehen, ich meine die Dame Dulcinea von Toboso, ihr auch keinen Brief vom Herrn Don Quixote überbracht hat, denn er blieb im Taschenbuche im Schwarzen Gebirge zurück, wie er sich hat unterstehen können, die Antwort zu erdichten? wie auch das, daß er sie gefunden habe, Getreide fegend, da alles doch nur ein Spaß und eine Lüge ist und sehr zum[227] Nachteil der guten Meinung von der unvergleichlichen Dulcinea gereicht und außerdem mit der Eigenschaft und Treue der wackern Stallmeister gar nicht übereinstimmt?«

Auf diese Rede sagte Sancho kein Wort; er stand vom Sessel auf und ging mit schleichenden Schritten, den Körper gebückt und den Finger auf die Lippen, durch den ganzen Saal, indem er alle Tapeten aufhob, und als dies getan war, setzte er sich wieder nieder und sagte: »Jetzt, gnädige Dame, da ich gesehen habe, daß keiner versteckt ist und uns zuhört, außer die, welche hier zugegen sind, will ich ohne Furcht und Angst auf das antworten, was Ihr mich gefragt habt und was Ihr noch fragen werdet. Zuerst also sage ich, daß ich meinen Herrn Don Quixote für einen ausgemachten Narren halte, wenn er auch mitunter Sachen spricht, die nach meiner Meinung und nach der Meinung aller, die ihm zuhören, so verständig sind und so in dem schönsten Geleise gehen, daß sie der Satan selbst nicht besser sagen könnte; aber dessenungeachtet bin ich wahrhaftig und ohne allen Zweifel davon überzeugt, daß er ein Dummkopf ist. Da ich mir nur dies in die Phrenesie gesetzt habe, so bin ich so dreist, ihm Dinge weiszumachen, die nicht Hand und nicht Fuß haben, wie damals die Antwort auf seinen Brief und jetzt wieder vor sechs oder acht Tagen, was in der Historie noch nicht steht, das mit der Bezauberung der Dame Doña Dulcinea, von der ich ihm weisgemacht habe, sie sei bezaubert, und die es doch ebensowenig ist wie die Sonne am Himmel.«

Die Herzogin bat ihn, ihr diese Bezauberung oder diesen Spaß zu erzählen, und Sancho erzählte ihr alles, wie es sich zugetragen hatte, woran sich die Zuhörer nicht wenig ergötzten. Die Herzogin fuhr hierauf in ihrer Rede fort: »Aus dem, was mir der wackere Sancho eben vorgetragen hat, geht mir ein Skrupel springend durch die Seele, und wie eine Art von Summen klingt es mir in den Ohren und sagt: ›Wenn Don Quixote von la Mancha ein Narr ist, ein Tor und ein Dummkopf und Sancho, sein Stallmeister, dies weiß, ihm aber dennoch dient und folgt, von jenes eitlen Versprechungen angelockt, so muß er ja ohne Zweifel noch dümmer und närrischer sein als sein Herr. Und wenn dem so ist, wie es denn ist, so wird es von dir, Frau Herzogin, übel getan sein, wenn du diesem Sancho Pansa eine Insel zu regieren gibst; denn einer, der sich selber nicht regieren kann, wie soll der andere regieren?‹«

»Bei Gott, gnädige Frau«, sagte Sancho, »dieser Skrupel ist so uneben nicht! Sagt ihm aber nur – mag er auch laut sprechen, oder wie es ihm gefällt –, daß ich wohl weiß, wie er nur die Wahrheit sagt. Denn wenn ich klug wäre, so wäre ich schon längst von meinem Herrn gegangen; aber das ist nun einmal mein Schicksal und mein Verhängnis. Ich kann nicht anders, ich muß ihm folgen; wir sind aus einem Dorfe; ich habe sein Brot gegessen; ich bin ihm gut, er ist mir gut; er hat mir seine Füllen gegeben; und was das wichtigste ist, ich bin treu, und also ist es unmöglich, daß uns ein anderer scheiden sollte als der mit der Sense. Will Eure Hochfliegenheit nicht, daß ich die versprochene Statthalterschaft kriege, so hat mich doch wenigstens Gott geschaffen, und es kann sein, daß es für mein Gewissen besser ist, wenn ich sie nicht bekomme; denn wenn ich auch dumm bin, so kenne ich doch das Sprichwort wohl: Zu ihrem Unglück sind der Ameise Flügel gewachsen, und darum könnte es wohl sein, daß Sancho der Stallmeister leichter in den Himmel käme als Sancho der Statthalter. Sie backen hier so gutes Brot wie in Frankreich, und in der Nacht sind alle Katzen grau. Und die Person ist sehr unglücklich, die um zwei Uhr nachmittag nicht gefrühstückt hat. Mein Magen ist nicht eine Handlung größer als ein anderer, und man kann ihn zur Not, wie man zu sagen pflegt, mit Heu und Stroh ausstopfen. Gott der Herr sorgt für die Vögel des Feldes und ernährt sie; und vier Ellen Tuch von Cuenca halten wärmer als vier Ellen feines Zeug von Segovia. Und wenn wir aus der Welt müssen und in die Erde kriechen, so geht der Fürst auf keinem breiteren Wege als der Tagelöhner. Der Körper des Papstes braucht nicht mehr Fuß Erde als der des Küsters, obgleich der eine vornehmer ist als der andere; denn wenn man in die Grube muß, so bücken wir uns alle und legen uns zusammen, oder man bückt uns und legt uns zusammen, ohne uns zu fragen, und damit gute Nacht.Ich sage noch einmal, wenn Eure Hoheit mir die Insel nicht geben will, weil ich ein Narr bin, so werde ich klug genug sein, auch nichts darauf zu geben. Ich habe auch sagen hören: Hinter dem Kreuze steckt der Teufel, und es ist nicht alles Gold, was glänzt. Hinter seinen Ochsen, Pflug und Wagen nahmen sie den Bamba weg, um König von Spanien zu sein, und von Brokat, Zeitvertreib und Reichtum nahmen sie den Rodrigo, um von Schlangen gefressen zu werden, wenn nämlich die Verse der alten Romanze nicht lügen.«

»Wie werden die lügen«, sagte hierauf Doña Rodriguez, die Dueña, die eine von den Zuhörerinnen war, »denn man hat eine Romanze, in welcher steht, daß sie den König Rodrigo ganz lebendig in eine Grube voll Kröten, Schlangen und Eidechsen warfen und daß nach zweien Tagen der König aus der Grube heraus mit kläglicher Stimme winselte:


Schon sie fressen, schon sie fressen!

Womit ich zumeist gesündigt.


Und darum hat der Herr wohl recht, daß er lieber ein Bauer als König und von Nattern gefressen sein will.«

Die Herzogin konnte das Lachen nicht unterdrücken, als sie diese Einfalt ihrer Dueña hörte; auch mußte sie sich über die Reden und Sprichwörter Sanchos verwundern, zu welchem sie sagte: »Der wackere Sancho weiß wohl, daß ein Ritter das, was er einmal versprochen hat, halten muß, und sollte es ihm selber das Leben kosten. Der Herzog, mein Gemahl, wenn er gleich nicht zu den irrenden gehört, ist darum doch ein Ritter, und darum wird er auch sein Wort mit der versprochenen Insel halten, dem Neide und der Bosheit der ganzen Welt zum Trotz. Sancho sei daher guten Muts; denn wenn er es am wenigsten denkt, wird er sich auf dem Sitze seiner Insel und seiner Regierung befinden; er wird seine Statthalterschaft haben und in Gold und Seide gehen. Ich ermahne ihn nur dazu, darauf zu denken, wie er seine Untertanen beherrscht; denn er muß wissen, daß sie alle treu und gut geartet sind.«

»Was das gute Regieren betrifft«, antwortete Sancho, »da sind gar keine Ermahnungen nötig; denn ich bin barmherzig und habe Mitleiden mit den Armen, und wer selber leidet Not, dem muß man nicht nehmen das Brot. Und bei meiner Seele, ein falsches Spiel sollen sie mir auch nicht vormachen. Ich bin ein alter Hund und verstehe das Hetzen; zu meiner Zeit kann ich schon munter sein, und die Mäuse sollen mir nicht auf der Nase spielen, denn ich weiß, wo mich der Schuh drückt. Ich sage das, weil es die Guten bei mir gut haben sollen und liebreiche Putrefaktion; die Bösen sollen mir aber nicht vor Augen kommen. Nach meiner Meinung ist bei dem Regieren das Anfangen die ganze Kunst, und es ist wohl möglich, daß ich nach vierzehn Tagen das Statthaltern an den Fingern abzählen kann und daß ich mehr davon weiß wie von der Feldarbeit, in der ich doch erzogen bin.«

»Ihr habt recht, Sancho«, sagte die Herzogin; »denn keiner kommt gelehrt auf die Welt, und aus Menschen werden Bischöfe gemacht, und nicht aus Steinen. Aber wieder auf unsere erste Rede von der Bezauberung der Dame Dulcinea zu kommen, so halte ich es für eine gewisse und ausgemachte Sache, daß der Gedanke, auf welchen Sancho fiel, seinen Herrn zum besten zu haben und ihm einzubilden, daß die Bäuerin Dulcinea sei, und wenn sie sein Herr nicht kennete, sie für bezaubert auszugeben, alles nur eine Erfindung von einem der Zauberer gewesen sei, die den Herrn Don Quixote verfolgen; denn ich weiß es von guter Hand und als eine Wahrheit, daß das Bauernmädchen, welches den Sprung auf die Eselin tat, die Dulcinea von Toboso war und ist und daß, als der wackere Sancho glaubte, der Betrüger zu sein, er der Betrogene war, und er darf die Wahrheit davon nicht bezweifeln, sowenig wie Dinge, die wir niemals gesehen haben. Der Herr Sancho Pansa muß zugleich wissen, daß wir auch hier Zauberer haben, die uns wohlwollen und uns sagen, was in der Welt vorgeht, mit aller Wahrheit und Aufrichtigkeit und ohne Hinterlist und Trug. Daher mag mir Sancho glauben, daß das springende Bauernmädchen Dulcinea von[231] Toboso war und ist, daß sie so bezaubert ist wie die Mutter, die sie geboren hat, und daß, wenn wir es am wenigsten denken, wir sie in ihrer eigentümlichen Gestalt wiedersehen werden, worauf Sancho wohl den Irrtum ablegen wird, in welchem er jetzt lebt.«

»Das kann alles recht gut sein«, sagte Sancho Pansa, »und jetzt will ich auch glauben, was mir mein Herr von dem erzählt hat, was er in der Montesinoshöhle gesehen haben will, wo er die Dame Dulcinea von Toboso, wie er sagt, in der nämlichen Tracht und Kleidung erblickt, wie ich sie damals gesehen habe, als ich sie zu meinem Vergnügen bezauberte. Aber alles muß wohl ganz umgekehrt sein, wie Ihr, meine gnädige Dame, sagt; denn es läßt sich nicht glauben, daß mein gemeiner Verstand in einem Augenblicke eine so kluge List hervorgebracht habe. Auch kann ich unmöglich glauben, daß mein Herr so närrisch sein sollte, daß ihn eine so elende und klägliche Überredung wie die meinige von einem Dinge hätte überzeugen können, das so ganz außerordentlich ist. Aber, gnädige Frau, es wäre darum nicht gut, wenn Eure Güte mich deswegen für boshaft halten wollte; denn ein einfältiger Mann wie ich ist nicht verpflichtet, alle Gedanken und Bosheiten der verfluchten Zauberer gleich zu merken. Ich ersann das bloß, um mit meinem Herrn Don Quixote keine Händel zu kriegen, nicht aber in der Absicht, ihn zu beleidigen; ist es nun anders ausgefallen, so ist Gott im Himmel, der die Herzen kennt.«

»Das ist wahr«, sagte die Herzogin; »aber sagt mir doch, Sancho, was hat er von der Höhle des Montesinos erzählt? denn es wäre mir angenehm, es zu wissen.«

Sancho erzählte ihr nun Wort für Wort, was oben von diesem Abenteuer vorgetragen ist. Als die Herzogin dies gehört hatte, sagte sie: »Aus dieser Begebenheit kann man sehen, daß, weil der große Don Quixote erzählt, er habe dort die nämliche Bäuerin gesehen, welche Sancho vor Toboso gesehen hat, diese ohne Zweifel Dulcinea ist und daß die Zauberer hierin sehr künstlich und ungemein wunderlich verfahren sind.«

»Das sage ich auch«, sagte Sancho Pansa. »Ist meine gnädige Dulcinea von Toboso bezaubert, so ist es ihr eigener Schade; denn ich will mich mit den Feinden meines Herrn nicht einlassen, deren viele und niederträchtige sein müssen. Die Wahrheit ist, daß die, welche ich sah, eine Bäuerin war, als Bäuerin fand ich sie, und für eine Bäuerin habe ich sie gehalten; war sie nun die Dulcinea, so geht das mich nichts an, und man darf das nicht auf meine Rechnung schieben. Allenthalben muß ich herhalten mit: Sag mir doch und laß dir sagen; Sancho hat gesagt, Sancho hat es getan; Sancho hinten und Sancho vorn; als wenn Sancho der Jedermann wäre und nicht derselbe Sancho Pansa, der durch gedruckte Bücher in der Welt bekannt ist, wie mir Simson Carrasco gesagt hat, der ein Baccalaureusmann aus Salamanca ist, und solche Leute können nicht lügen, außer wenn sie die Lust dazu haben oder es ihnen sehr zustatten kommt. Darum hat sich keiner um mich zu bekümmern, solange ich meinen ehrlichen Namen behalte, und ich habe von meinem Herrn sagen hören, ein guter Name sei mehr wert als alle Reichtümer. Darum nur frisch mir die Statthalterschaft eingepackt, und man soll Wunder sehen; denn wer ein guter Stallmeister gewesen ist, wird auch ein guter Statthalter sein.«

»Alles, was der wackere Sancho jetzt gesprochen hat«, sagte die Herzogin, »sind Catonische Sentenzen oder wenigstens aus den Eingeweiden her des Michael Verino: ›Florentibus occidit annis.‹ Mit einem Worte, um auf seine Weise zu sprechen: Unter einem schlechten Mantel pflegt ein guter Trinker zu stecken.«

»Wahrhaftig, gnädige Frau«, antwortete Sancho, »ich habe in meinem Leben noch nicht aus Bosheit getrunken; aus Durst mag wohl sein, denn ich habe nichts von einem Heuchler. Ich trinke, wenn ich Lust habe, und wenn ich sie nicht habe und wenn man es mir gibt, um nicht geziert oder ungezogen zu scheinen; denn wenn ein Freund eine Gesundheit ausbringt, welch ein marmorsteinernes Herz müßte der haben, der darauf nicht Bescheid tun wollte! Aber wenn ich auch trinke, so ist es doch kein Saufen:[232] um so mehr, da die Stallmeister der irrenden Ritter fast als ihren gewöhnlichen Trunk Wasser trinken müssen; denn immer sind sie in Einöden, Wäldern und auf Wiesen, Gebirgen und zwischen Felsen, ohne auch nur ein Tröpfchen Wein zu finden, und wenn sie ein Auge darum geben wollten.«

»Das glaube ich auch«, antwortete die Herzogin; »für jetzt aber mag Sancho sich ausruhen gehen; ein andermal wollen wir uns weitläuftiger besprechen und auch Anstalten machen, daß ihm bald, wie er sagt, die Statthalterschaft eingepackt werde.«

Von neuem küßte Sancho der Herzogin die Hände und bat sie demütig, ihm die Gnade zu erzeigen, für seinen Grauen gute Sorge zu tragen, weil der das Licht seiner Augen sei. »Was ist das für ein Grauer?« fragte die Herzogin.

»Mein Esel«, antwortete Sancho; »denn um ihn nicht bei dem Namen zu nennen, pflege ich ihn nur den Grauen zu heißen. Ich empfahl ihn der Dame Dueña, als ich in das Kastell kam, daß sie für ihn sorgen möchte; aber sie fuhr mich so an, als wenn ich sie alt oder häßlich gescholten hätte, und doch wäre es für Dueñas schicklicher und natürlicher, Esel zu pflegen als in den Sälen zu prunken. O behüte Gott! Wie übel vertrug sich mit diesen Damen ein vornehmer Mann in meinem Dorfe!«

»Das wird irgendein gemeiner Bauer gewesen sein«, sagte die Dueña Doña Rodriguez; »denn wäre er ein Edelmann und von guten Sitten, so hätte er sie wohl bis zu den Hörnern des Mondes erhoben.«

»Jetzt nicht weiter«, sagte die Herzogin, »die Doña Rodriguez mag schweigen und der Herr Sancho Pansa sich zufriedengeben. Er überlasse es nur mir, für die Pflege des Grauen zu sorgen; denn da er das Kleinod des Sancho ist, so will ich ihn auf meinen Händen tragen.«

»Der Stall ist für ihn gut genug«, antwortete Sancho; »denn auf den Händen Eurer Hoheit auch nur einen Augenblick getragen zu werden sind weder er noch ich würdig genug, und ich würde das sowenig zugeben, als daß man mir Maulschellen gäbe. Denn wenn mein Herr auch sagt, daß man in Höflichkeiten lieber zuviel als zuwenig tun müsse, so muß man doch, was die eselhaften und viehischen betrifft, beileibe die genaue Mittelstraße halten.«

»Sancho«, sagte die Herzogin, »kann ihn ja mit in die Statthalterschaft nehmen; da kann er ihn pflegen, soviel er nur will, und ihm auch alle Arbeit abnehmen.«

»Glaubt nur nicht, gnädige Herzogin, daß Ihr da etwas Besonderes gesagt habt«, sagte Sancho; »denn ich habe wohl mehr als einmal Esel nach Statthalterschaften gehen sehen. Es wäre also nichts Neues, wenn ich meinen mit mir nähme.«

Diese Reden Sanchos machten die Herzogin von neuem lachen und erregten ihr ein neues Vergnügen; und indem sie ihn zur Ruhe schickte, erzählte sie dem Herzoge alles, was mit ihm vorgegangen war, worauf sie beide miteinander eine Posse abredeten und einrichteten, die mit Don Quixote gespielt werden sollte, die ins Große ginge und dem Ritterwesen ganz gemäß sei, dergleichen sie auch mehrere erdachten, die so passend und witzig waren, daß sie die vorzüglichsten Abenteuer sind, welche diese große Geschichte enthält.

Quelle:
Cervantes Saavedra, Miguel de: Leben und Taten des scharfsinnigen Edlen Don Quixote von la Mancha. Berlin 1966, Band 2, S. 226-229,231-233.
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