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[162] Wie trag ich's doch zu leben

Nur mir und meiner Pein?

Dem Liebsten sollt ich dienen,

Da wollt ich selig sein!


Ich wollt ein treuer Page

Um den Gebieter stehn,

Bereit zu jeder Botschaft

Und jeden Gang zu gehn.
[162]

Ich kenne jede Windung

Der Straßen, jedes Haus,

Und jeden Stein am Wege,

Und weiche jedem aus.


Wie freudig zitternd trüg ich

Ihm nachts die Fackel vor,

Die freud'ge Luft ihm spendend,

Die selber ich verlor!


Oh, traurig ist's im Dunkeln,

Ich weiß es nur zu sehr!

Licht wollt ich, Licht verbreiten

Um seine Schritte her.


Ihn sollte stets erfreuen

Das allerfreu'nde Licht,

Sein Anblick sollte jeden

Erfreuen, mich nur nicht.


Und sollte da mich treffen

Der Menschen Spott und Hohn,

Ich seh es nicht, und hört ich's,

Ach das ertrüg ich schon.


Quelle:
Adalbert von Chamisso: Sämtliche Werke. Band 1, München [1975], S. 162-163.
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