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[82] Dein Gatte todt! ... Mein tolles Herz, es kreischt

Die Todesbotschaft in die öde Wildniß –

Dein Gatte todt! ... Ach, vor mir steht Dein Bildniß,

Das meiner Seele Schmerz und Trauer heischt.

Ich kann nicht trauern! – Eine heiße Lust

Erfaßt mich wirbelnd und dämonenhaft,

Und aufgewühlt drängt meine Leidenschaft

Zu Dir mich hin – zurück an Deine Brust.

Denn Du bist frei! – Geliebte! dieser Laut

Fliegt auf zum Himmel, oder flammet nieder

Zum Höllengrund, ich aber hole wieder

Von seinem Grab Dich heim, Dich, meine Braut ...

Quelle:
Ada Christen: Schatten, Hamburg 1872, S. 82-83.
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