7.

[76] Ich lausche lange oft in einer Ecke,

Bis ich auf der Terrasse Dich erspähe;

Du aber ahnest nimmer meine Nähe,

Ahn'st nicht die Qualen, die ich mir erwecke.

Du hüllest Dich in Deine weichen Tücher

Und trällerst leichthin Deine weichen Lieder,

O komm' zu mir, – komm' wieder, – komme wieder! –

Ich schaffe Gold – ich denke große Bücher;

Verlaß' dies Haus, ich will ein Neues bauen,

Ich will für Deinen Putz mich stündlich mühen,

Von Dir begeistert soll mein Lied erglühen,

Ich kann nicht dichten, ohne Dich zu schauen! –

Was ruhelos zu Dir mich hingetrieben,

Was ich ersticken wollt' mit eitlem Lachen, –

Nur Deine Nähe konnt' es klar mir machen:

Es ist mein tiefes, wahres, bestes Lieben ...

Quelle:
Ada Christen: Schatten, Hamburg 1872, S. 76-77.
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