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[415] Aller guten Dinge sind zwar eigentlich nur drei; aber ich kann mir nicht helfen, ich muß zu Michaelis a.e. den sechsten Teil meiner »Sämtlichen Werke« herausgeben, und ersuche freundlichst Gelehrte und Ungelehrte, die so gut sein wollen und nichts anders zu tun haben, Pränumeration darauf anzunehmen, und medio August einzusenden: an M. Claudius à Wandsbeck, abzugeben in Hamburg bei dem Herrn Apotheker Herrmann am Speersort.

Der Preis für die Pränumeranten ist 11/2 Mark, oder c. 1/9 Louisdor in Gold, und hernach für die Käufer 2 Mk. Und dafür erhält der geneigte Leser zwischen 12 und 15 Bogen mit diesem und jenem, was ich für gut und nützlich halte; und was bereits einzeln gedruckt und noch nicht gedruckt gewesen. Das übrige werden ihm die Rezensenten und Journalisten zu seiner Zeit schon sagen, und zu rühmen wissen.

Einiges von dem bereits Gedruckten ist von ihnen grade nicht gerühmt, und, man möchte fast sagen, getadelt worden. Aber, sie sollen es ungerne, und bloß aus Liebe zur Wahrheit, getan haben.

Es ist überhaupt ein sonderlich Ding um den gelehrten Schöppenstuhl. Man sollte denken, daß man selbst wissen müßte, was man schreibt; doch das ist nicht. Wenn sie es gesagt haben, denn weiß man's, und muß es glauben. Dawider wäre auch weiter nichts einzuwenden, und wäre ganz gut. Nur eins will dabei seit einiger Zeit Mode werden, was nicht so gut ist. Die Schöppen fangen nämlich seit einiger Zeit an, sich in ihren Relationen auf eine ganz eigene besondre Art auszudrücken und auszulassen, und herrscht so ein Gemein-Geist darin. Das ist freilich bei ihnen anders zu verstehen, und ist freilich nicht die gewöhnte Grobheit und Ungezogenheit; aber es klingt natürlich so, und könnte leicht unrecht ausgelegt werden. Und das muß uns doch für die Gelehrsamkeit und für die Gelehrten leid sein, und sie sollten es lieber nicht tun usw.

Das noch Ungedruckte sind hauptsächlich: Briefe an Andres, christlichen Inhalts. Und, wenn die Leute nicht zurückhalten und schweigen, die geoffenbarte Religion nichts achten; warum sollten die schweigen, die sie von ganzem Herzen ehren und darin ihr Glück suchen.


Wandsbeck, den 24. Juni, 1797.

Asmus.


(Siehe die Hamburger Zeitungen vom 28. Juni 1797.)[415]

Quelle:
Matthias Claudius: Werke in einem Band. München [1976], S. 415-416.
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