8.

[186] Was mir die Brust so wundermächtig schwellt,

Was mich durchzuckt in ungestümem Fühlen:

Das ist: daß ich zu neuen Heilsasylen –

Daß ich gelandet bin zu einer neuen Welt!


Was viele Monden, viele Jahre lang

Mir still genügt in engumschränkter Richtung –

Ich warf es von mir – eine neue Lichtung

Erschloß sich meines Herzens Feuerdrang! ...


So atme auf denn, qualzerspaltne Brust –

Was unaussprechlich, wurde dir zu eigen! ...

Nun hülle dich in tiefgeheimes Schweigen –

Der Welt Geheimnis wurde dir bewußt! ...


Der Dinge Wesen und der Dinge Grund:

Erfahren hast du es mit seltner Fülle!

Vor meinem Auge fiel die letzte Hülle

Und von dem Zweifel ward mein Herz gesund ...


Ein neues »Werde!« – es kam über mich,

Und gottgewaltig klang es mir zu Ohren:

Was ich besaß, das habe ich verloren –

Doch was ich bin, besitze ich!

Quelle:
Hermann Conradi: Gesammelte Schriften, Band 1: Lebensbeschreibung, Gedichte und Aphorismen, München und Leipzig 1911, S. 186-187.
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