Achter Auftritt.

[13] Don Diego. Don Rodrigo.


DON DIEGO.

Rodrigo! Hast du Mut?

DON RODRIGO.

Ein andrer wie

mein Vater säh' gleich Proben!

DON DIEGO.

Schöne Wallung!

Süß meinem Schmerz ist diese Heftigkeit.

Solch edler Zorn läßt mich mein Blut erkennen;

in dieser Glut lebt meine Jugend auf.

Mein Sohn! Mein Blut! Auf! Tilge meine Schande!

Auf! Räche mich!

DON RODRIGO.

Wofür?

DON DIEGO.

Für einen Schimpf,

der tödlich ist für unser beider Ehre,

für einen Backenstreich! Er mußte sterben,[13]

der Freche! Doch das Alter trog mein Wollen,

und diesen Stahl, für den mein Arm zu schwach,

geb' deinem ich, zu rächen und zu strafen.

Erprob an einem Stolzen deinen Mut,

mit Blut allein wäscht solchen Schimpf man ab.

Stirb oder töte! Ohne Schmeichelei,

ich geb' dir einen fürchterlichen Gegner.

Ich sah ihn, blutbedeckt, im Schlachtgewühl

sich einen Wall von tausend Toten bilden.

DON RODRIGO.

Sein Name! Zeitverlust sind leere Worte!

DON DIEGO.

Noch mehr: Es ist der tapferste der Krieger

nicht nur, der Feldherrn größter nicht allein;

es ist –

DON RODRIGO.

Vollendet! Wer?

DON DIEGO.

Chimenens Vater.

DON RODRIGO.

Er –

DON DIEGO.

Schweig! Ich kenne deine Liebe. Doch,

unwert des Lichts ist, wer entehrt kann leben.

Je teurer der Beleid'ger, um so schwerer

ist die Beleidigung. Du kennst den Schimpf,

dein ist die Rache. Nichts mehr sag' ich. Räch mich!

Räch dich! Zeig, würd'ger Sohn, dich eines Vaters,

wie ich es bin! Gebeugt vom Unglück, geh' ich,

es zu beweinen. Fort! Eil, uns zu rächen!


Quelle:
Corneille, Pierre: Der Cid. Leipzig 1945, S. 13-14.
Lizenz:
Ausgewählte Ausgaben von
Der Cid
Three Masterpieces:
Le Cid and the Liar (Paperback) - Common
Le Cid (German Edition)
Le Cid
Der Cid