1.

Wo Gunst, da Kunst

An den Leser

[378] Daß Maro seinen Geist, das Flaccus seinen Mund,

In solcher Pracht erhebt, so zierlich weiß zu zwingen,

Geschicht, weil sie die Verß in denen Haüsern singen,

Allda die Majestät der Welt Beherrschung stund.


Ich tichte weit von Rom. Allhier wo alle Kunst,

Wo alle Wißenschafft umb Arctos liegt verfroren,

Es leiht mir kein August und kein Mæcenas Ohren,

Kein Leser stöhrt den Fleiß durch solche Gnad und Gunst.


Doch ist noch mancher Freund, der meine Bücher trägt,

Und mit dem Nachbar list: Sie fluchen auff die Waffen,

Sofern ihr Czepko nicht kan im Parnassus schlaffen,

Wiewol er sich dahin offt auff ein Ohr gelegt.


Ihr Freund, ich wolte wol mein Deutschland zu verehrn,

So gut als ein Virgil Arma Virumque ruffen:

Doch eher dürfft ihr nicht auff solche Blätter hoffen,

Biß mich wird ein August und ein Mæcenas höhrn.


Quelle:
Daniel Czepko von Reigersfeld: Weltliche Dichtungen, Breslau 1932, S. 378.
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