5.

Der Mensch reucht nach dem Tode

An die Balsamirte Humande

[363] Der Staub aus Cypern muß auff deine Haare schneyn,

Und alles nach Zibeth an deinen Kleidern schmecken:

Es pflegt, indem du gehst, umb dich ein Dampff zu seyn,

Den nicht der Nebel kan an Moschus Reh erwecken.

Man sieht, daß deine Hand Pomamber Kugeln trägt,

Und daß die Wangen dir wie frische Rosen blühen,

Wenn ihres Purpurs Schein die Schmincke drüber legt,

So fangen wie Corall die Lippen an zu glüen:

Das Wasser, welches früh aus deinem Becken fleust:

Reucht nach Pariß, die Seiff ist von Venedig kommen:

Die Kohlen schmeltzen dir, was der Chineser geust,

Und die Pastillen sind aus Spanien geschwommen.

Ich weiß nicht, was es hilfft, Humande, deine Zier,

Wiewol [du] deinen Leib mit Balsam hast bestrichen,

Dann gienge gleich dein Ruff den besten Salben für,

Doch wirstu immer zu nach einem Todten riechen.


Quelle:
Daniel Czepko von Reigersfeld: Weltliche Dichtungen, Breslau 1932, S. 363.
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