7.

Am Haubte liegt es

Als ihm ein guter Freund eine Peruque verehret

[395] Indem das Fieber, das uns Flecke setzen kan,

Die Haare mir beginnt vom Schädel abzuzwacken,

Darauff die Glatze gläntzt wie Elephantenbacken,

So stell' ich meinem Haubt ein Leichbegängnüß an.


Ich sehe mir selbst zu, wie ich ein Theil allhier,

Eh' ich gestorben bin, muß hier zu Grabe schicken:

Biß unter mir sich drauff die Träger werden bücken:

Doch du gestehst es nicht, und kommst zu Hülffe mir.


Weil du der Stirnen Ruhm und Ehre sincken siehst

Und nackt und bloß da stehn die Wittwen meiner Wangen,

Hast du der frechen That den Zügel nicht verhangen,

Und diesem meinem Haubt ein fremdes auserkiest:


Die Rabenschwartze Zöpff' (es hat sie selber dir

Minerva auffgekraußt und in ein Haupt gelesen)

Die heißen meine Schläff' in Sicherheit genesen,

Und schützen das Gehirn aus ihrer vollen Zier.
[395]

Weil aber Deutschland es dir nicht zu geben weiß,

So schickstu über See und Land die theuren Sorgen:

Und nicht umbsonst: Es muß der Gallier dir borgen,

Und der getrennte Schott' erweist dir seinen Fleiß.


Du achtest mich ja hoch: Das Alter und der Tod

Reibt alles auff: Die sol ich gantz und gar nicht achten:

Ihr Borsten weg, der Ruhm, nach dem ich werde trachten,

Theilt sich in König Reich, es hat hinfort nicht Noth.

Quelle:
Daniel Czepko von Reigersfeld: Weltliche Dichtungen, Breslau 1932, S. 395-396.
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